Freilegen, was es mit der Bewegung auf sich hat: "Schichten".

Foto: Kabinett ad Co

Wien - Die Regisseurin Claudia Bosse und der Choreograf Paul Wenninger überraschen ihr Publikum mit einem gemeinsamen Stück: Schichten. Das Resultat des Zusammentreffens zweier durchaus unterschiedlicher Künstlerpersönlichkeiten ist nun als Uraufführung im Tanzquartier Wien zu sehen.

Bosse, Motor und kreativer Kopf der Gruppe theatercombinat, ist bekannt für ihre hochpolitischen Arbeiten, die oft außerhalb des Theaters, zum Beispiel in noch nicht fertiggestellten Büros und Amtsstuben, umgesetzt werden. 2011 hat die Nestroypreisträgerin im Museum Leopold eine vielbeachtete Installation, der raum der raum das bild das bild das bett der baum und die entblössung der leiber, als Auseinandersetzung mit Egon Schiele gezeigt.

Eine der wohl meistunterschätzten Wiener Choreografiegrößen, Paul Wenninger, liefert stets formstarke, gesellschafts- und zeichenorientierte Tanz-Experimente. Diese können auch in Richtung Konzert ausufern wie zum Beispiel bei Elastique (2009) zusammen mit Bernhard Breuer, Franz Hautzinger und Nik Hummer. Oder als Film herauskommen wie kürzlich Trespass. Mit Michikazu Matsune hat Wenninger vor einem Jahr im Tanzquartier die installative Performance Villa Real gezeigt.

Nun dringen Bosse und Wenninger - zu zweit auf der Bühne - in die Schichten der Auf- führung von Performance, Tanz und Theater ein. Sie legen frei, wie das so ist mit dem bewegten, darstellenden Körper, mit dem Klang, der Sprache und dem Licht. Erstaunlich, wie viele verschiedene Blickwinkel dabei möglich werden und wie die üblichen Informations- und Kräfteverhältnisse auf der Bühne verändert werden können. Die Live-Musik für Schichten kommt von Thomas Lehn, der Text von Michael Donhauser, und das Licht gestaltet Reto Schubiger.   (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 15.2.2013)