Innsbruck – Ein neun Monate alter Bub liegt seit einer Woche mit Schütteltrauma in der Kinderklinik Innsbruck, er ist auf dem Weg der Besserung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Quälen und Vernachlässigen gegen unbekannt. Unter Verdacht steht auch der Vater des Babys. Er bekam vor drei Monaten das Obsorgerecht für das Kind, das seit seiner Geburt in einem Heim war. Die Mutter war laut Behörde nicht zur Obsorge fähig.

Der Vater durfte das Kind mit Auflagen des Jugendamts aus dem Heim holen. Eine ambulante Betreuung wurde ihm zur Seite gestellt. Sechs Stunden die Woche bekam er individuelle Unterstützung einer Fachfrau des Jugendamts. "Es ist dies das sensibelste Unterstützungsmodell, das wir haben", sagt Gabriele Herlitschka, Leiterin der Jugendwohlfahrt Innsbruck. Es habe keinen Hinweis auf Überforderung oder Gewalt gegeben, sagt Herlitschka. "Im Gegenteil. Der Mann ging für das Kind in Karenz, hatte ein stabiles familiäres Umfeld. Solche Verhältnisse haben wir selten."

Über die Gefahren eines Schütteltraumas würden Eltern durch die ambulante Betreuung informiert, ebenso über die Hilfe bei Überforderung, sagt Herlitschka. "In diesem Fall wurde mustergültig gearbeitet. Umso trauriger sind wir." Auch die beste Beratung durch das Jugendamt könne familiäres Risiko nicht gänzlich ausschalten.

Die Innsbrucker Klinik verzeichnet pro Jahr maximal zwei Fälle von Schütteltrauma. In Österreich wird die Zahl auf bis zu 20 geschätzt. Zwei Drittel der Kinde haben Dauerschäden. (jub/DER STANDARD, 15.2.2013)