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Die Stallkollegen Marcel Hirscher (23) und Hermann Maier (40) bei einem Termin ihres Sponsors. Beiden liegt die Zukunft des Skisports am Herzen.

Foto: APA/ Fohringer

Schladming - In erster Linie besteht Skifahren aus einer Abfolge schneller Schwünge. Und man kann viel drüber reden. Etwa über die Art und Weise, wie man es anstellt, der Perfektion möglichst nahezukommen. In der Verknappung heißt das: sich kräftigen, üben, gefilmt werden, analysieren, am Ski und am Schuh tüfteln, üben. Viel wird seit Tagen auch über Hermann Maier geredet, über seinen WM-Blog, in dem er nicht allzu konkret anregt, Trainer und Funktionäre zu hinterfragen. Und konkret feststellt, dass man sich viel zu viel erwartet habe in den schnellen Disziplinen. Am Mittwochabend nahm er erstmals leibhaftig Stellung.

In erster Linie wundert er sich über die Aufregung. Zudem empfindet er manche Reaktion im Verband als "dünnhäutig". Ihm, Maier, gehe es nur um die Zukunft des Skisports in Österreich. Für seine Vergangenheit hat der mittlerweile 40-jährige Flachauer einiges beigetragen, beispielsweise zwei Olympiasiege und vier WM-Titel. ÖSV-Chef Peter Schröcks-nadel, der auf Anregungen aus der virtuellen Welt prinzipiell nicht reagiert, und Maier haben einander in Schladming nicht getroffen. Das werde man nach der WM nachholen, sagt Schröcksnadel, der sich Anregungen nicht verschließen will. Maier spricht auch von einem Denkanstoß, den er geben wollte. Schröcksnadel: "Wir denken jeden Tag nach."

Das Duell

Im Riesenslalom am Freitag erwarten die Kundigen ein Duell zwischen Marcel Hirscher (23) und Ted Ligety (28) um Gold. Hirscher hat im Vorjahr anlässlich des Weltcupfinales auf der Planai in dieser Übung gewonnen und damit auch die dazupassende kleine Kristallkugel. Davon hat Ligety bereits drei Stück daheim in Park City, Utah. Er amtiert als Weltmeister. Er gewann heuer vier Riesenslaloms, den fünften nahm sich Hirscher.

Ligety, der Kombi-Olympiasieger 2006, holte in Schladming Gold im Super-G und in der Kombi. Während des Teambewerbs rastete er sich aus. Hirscher hatte wesentlichen Anteil am österreichischen Teamgold. "Er ist wieder einer, der es schafft, mit seiner Leistung eine ganze Mannschaft mitzureißen", bloggt Maier, der weiland ganz schön mitgerissen hat, über seinen Salzburger Landsmann und Stallkollegen bei Sponsor Raiffeisen. Hirscher fühlte große Erleichterung an diesem Abend, der ihm seine erste WM-Medaille bescherte.

Hirscher und Ligety sprechen mit größtem Respekt voneinander. "Ted ist im Riesenslalom seit fünf Jahren das Maß der Dinge, er ist Favorit", sagt Hirscher. "Hirscher ist der Superstar der WM, er ist Favorit", sagt Ligety. "Ich fahre gegen die Zeit und nicht gegen eine Person", sagt Hirscher. Mutmaßlich stimmt Ligety zu. Der US-Amerikaner war zu Saisonbeginn deutlich schneller. Hirscher war nicht erfreut über die großen Rückstände, näherte sich technisch und gedanklich Ligetys Schwung, und in Adelboden hatte er ihn zwischenzeitlich überholt, ehe ihm kurz vor dem Ziel ein grober Schnitzer passierte.

Das Kreuzweh

Noch sucht Schladming seinen Superstar. Beide haben gute Chancen auf drei Goldene. Hirscher, der sich im Abschlusstraining ein wenig das Kreuz verriss und eine physiotherapeutische Behandlung der Startnummern-Auslosung vorzog, geht als Favorit in den Slalom am Sonntag. Ligety wirkt auch mit, traut sich aber eher keine Medaille zu. Sein Ziel sei es gewesen, ein "Multi-Event-Skier" zu werden. Der Riesenslalom, in dem er sämtliche seiner 15 Weltcupsiege feierte, sei ihm eher passiert.

Abgesehen davon weltmeistert es heute sehr, tragen 100 Prozent der vier österreichischen Teilnehmer Gold. Der Tiroler Benjamin Raich (34), bei seiner achten WM im Teambewerb zwar nicht dabei, erwarb Trophäen (insgesamt 14 Medaillen) bei vergangenen Großwettkämpfen. Der Salzburger Philipp Schörghofer (30) schmückte das erfolgreiche Team.

Marcel Mathis (21) auch, doch der Vorarlberger blieb auf der Ersatzbank. Man kann aber auch sagen, dass der Jüngste bei einem Test statt der ersten Runde, in der die Österreicher ein Freilos hatten, in einem internen Duell den anderen Marcel heiß gemacht hat. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 15.2.2013)