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Ein Historiker soll herauszufinden, wie weit das gängige Bild der Schützen als "willfährige Werkzeuge der Parteipropaganda" mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Foto: APA/Pfarrhofer

Innsbruck - Der Bund der Tiroler Schützenkompanien hat ein Forschungsprojekt über die Rolle der Tiroler Schützen während der Zeit des Nationalsozialismus initiiert. Der Historiker Michael Forcher wurde damit beauftragt, herauszufinden, wie weit das gängige Bild der Schützen als "willfährige Werkzeuge der Parteipropaganda" mit der Wirklichkeit übereinstimme, erklärten die Verantwortlichen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Das Projekt sei auf drei Jahre angelegt, im Jahr 2015 soll dann ein Buch über das Tiroler Schützenwesen in der NS-Zeit erscheinen, meinte der ebenfalls beim Pressgespräch anwesende Forcher. "Es ist wenig bekannt über die Rolle der Schützen während dieser Zeit", erklärte der Historiker. Das heutige Bild sei geprägt durch zum Teil aus propagandistischen Zwecken gemachten Aufnahmen von Hakenkreuzfahnenschwingenden Schützen.

"Ich erwarte mir insgesamt keine Sensationen, sondern ganz einfach ein genaues und begründetes Wissen", sagte Forcher. Es gehe etwa darum zu erforschen, wie stark die Verflechtung mit dem Parteiapparat war und ob in den Reihen der Schützen mehr Parteifunktionäre vertreten waren als in der Bevölkerung insgesamt. Zudem wolle er ergründen, ob es unter den Tiroler Schützen auch Widerstand gegeben habe. "Vielleicht entdecken wir auch neue Helden und Verbrecher. Ich erwarte mir auch interessante Geschichten und Schicksale", meinte der Wissenschafter.

Forcher kündigte an, dass er unter anderm im Tiroler Landesarchiv, im Österreichischen Staatsarchiv in Wien, im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, im deutschen Bundesarchiv Koblenz sowie im Bayerischen Staatsarchiv in München recherchieren werde. Das Land Tirol habe dem Bund der Tiroler Schützenkompanien eine Förderung des Projektes zugesichert, ergänzte Landeskommandant Fritz Tiefenthaler. Derzeit sei man zudem noch auf der Suche nach privaten Sponsoren, um das Buch letztlich in Auftrag geben zu können.

Jahrhundertelange Tradition

Das Schützenwesen blickt in Tirol auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Während dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Vereinigungen von Adolf Hitler verboten, nach Ende des Krieges erlebten die Schützen aber eine Renaissance. 1950 erfolgte dann die Gründer des "Bundes der Tiroler Schützenkompanien", 1995 wurde der "Dachverband des Gesamttiroler Schützenbundes" ins Leben gerufen. In ihm sind die Schützenkompanien des historischen Tirol, also des heutigen Bundeslandes Tirol, Südtirols und des Trentino vereinigt. (APA, 15.02.2013)