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"Es war eine sehr, sehr österreichische Eröffnung. Es war eine WM, und kein Mensch hat auch nur ein Wort Nichtösterreichisch gesprochen außer mir."

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STANDARD: Was sagen Sie zur vorgeblich besten WM aller Zeiten?

Kasper: Die beste WM aller Zeiten gibt es nicht, weder in Schladming noch irgendwo auf dieser Welt. Es gibt sehr viele sehr hervorragende Weltmeisterschaften. Da gehört Schladming dazu. Man muss die Weltmeisterschaften in ihrem Umfeld sehen, und in Österreich sind sie sicher etwas ganz anderes als in Deutschland oder in Málaga oder irgendwo.

STANDARD: War wenigstens irgendein Detail so gut wie noch nie?

Kasper: Ich schaue bei Details nicht drauf, ob sie so gut waren wie noch nie, ich schaue nur auf die Probleme. Wir hatten keine gravierenden Probleme.

STANDARD: Es sind 68 Länder in Schladming dabei. In vielen davon kann man gar nicht Ski fahren. Macht das Sinn?

Kasper: Hat es Sinn, dass man die Österreicher einlädt zu Olympischen Sommerspielen mit Basketball, Baseball? Da könnte man auch sagen, was haben die dort verloren, diese Exoten. Alpiner Skisport wurde von den Engländern erfunden. Wenn wir diese Nation ausschalten, sind wir auch nicht mehr in der BBC mit unseren Rennen. Und Touristen nehmen wir auch gerne aus Ländern, wo nicht Ski gefahren wird.

STANDARD: In Österreich rief die Eröffnung sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Was sagen Sie als Schweizer dazu?

Kasper: Es war eine sehr, sehr österreichische Eröffnung. Es war eine WM, und kein Mensch hat auch nur ein Wort nichtösterreichisch gesprochen außer mir. Für mich ist es nicht wichtig. Für mich fängt es an, wenn der erste Athlet zum Starthaus geht.

STANDARD: Sind Sie mit den Wettkämpfen zufrieden?

Kasper: Wichtig ist, dass zehn Nationen Medaillen gemacht haben, auch wenn Österreich das nicht so gerne hört.

STANDARD: Man hört, dass es schwieriger wird, den Skisport dem Fernsehen zu verkaufen.

Kasper: Für mich ist das neu. Ich hatte gerade mit der EBU eine Sitzung, und die wollen jetzt schon alles kaufen bis 2021. Sie sind bereit, sehr viel Geld zu zahlen, damit sie zum Zug kommen.

STANDARD: Alles super im Skisport?

Kasper: Es gibt Schwierigkeiten wie in allen Sportarten auf der untersten Ebene. Wenn Sie ein kleines Fis-Rennen haben und ein Inserat von ihrem lokalen Metzger im Programm wollen für 50 Euro, dann überlegt er das heutzutage zweimal. Aber auf der Spitzenebene, bei den Titelsponsoren, haben wir immer noch eine Warteliste.

STANDARD: Der kleine Metzger wird sich aber irgendwann auswirken in der Spitze?

Kasper: Die Gefahr besteht natürlich. Aber wir alle hoffen auf eine Veränderung in der Finanzkrise. Wir hatten insofern Glück, als wir immer langfristige Verträge hatten. Wir haben es nie überrissen, haben immer bezahlbare Preise verlangt, die sich auszahlen für die Sponsoren. Davon profitieren wir im Moment.

STANDARD: Wie lange laufen die derzeitigen Fernsehverträge?

Kasper: Im Weltcup sind es individuelle Verträge von jedem Organisator. In den meisten Fällen gelten sie vier, fünf Jahre. Was die Großanlässe betrifft, sind wir gebunden bis inklusive 2017.

STANDARD: Sie haben einmal gesagt, die Karibik ist der größte Feind des Skisports. Gibt es neue Feinde?

Kasper: Wir sind zu teuer für das Publikum, das ist eine Gefahr. Es kostet einfach zu viel, in die Winterferien zu fahren mit zwei Kindern. Bei Billigflügen in die Karibik weiß man, was man hat, Sonne und Meer. Bei uns weiß man nicht, ob es Schnee hat, ob das Wetter gut ist.

STANDARD: Die Skigebiete treiben enormen Aufwand, um konkurrenzfähig zu sein. Hilft nur noch Subventionieren, oder?

Kasper: Wer soll denn subventionieren? Wir investieren unendlich viel Geld in Aktionen wie "Bring the children to the snow". Die Zahl der Skigebiete wächst, vor allem im Osten. Das ist an und für sich ein gutes Zeichen. Irgendwann wird aber das Limit der aktiven Skifahrer erreicht sein.

STANDARD: Glauben Sie wirklich, dass der Teambewerb als elfte alpine Disziplin ins olympische Programm aufgenommen wird?

Kapser: Für mich ist es so gut wie sicher, dass wir den Teambewerb 2018 in Pyeongchang drinnen haben. Er stört niemanden, es gibt keine zusätzlichen Athleten, er braucht keine zusätzlichen Pisten, man kann ihn bei fast jedem Wetter machen.

STANDARD: Weshalb wurde er dann für Sotschi 2014 abgelehnt?

Kasper: Aus politischen Gründen. Es waren viele neue Anträge. Und die Russen haben das ganze Gewicht auf den Parallel-Slalom Snowboard gelegt, weil sie sich dort eine Chance ausrechnen.

STANDARD: Als Problem in Schladming wurde von einigen empfunden, dass Damen-Superkombi und Herren-Abfahrtstraining an einem Tag stattfanden. Und da es hier nur einen Zielraum gibt, konnten die Herren nicht bis ins Ziel.

Kasper: Wir müssen die Speed-Events, die sehr wetterabhängig sind, am Anfang haben, damit nach hinten Zeit ist. Ich erinnere mich an Schladming 1982, als wir die Abfahrt an den letzten Tag verlegen mussten. Das war ein Risiko. Stellen Sie sich eine WM ohne Abfahrt in Österreich vor. Da würden wir jetzt noch aufgehängt. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 16./17.2.2013)