Kabel Deutschland bläst die gut 600 Mio. Euro schwere Übernahme des kleineren Kabelrivalen Tele Columbus wegen des erbitterten Widerstands der Wettbewerbshüter ab. Für den Branchenprimus ist das ein herber Rückschlag, hätte eine Integration von Tele Columbus doch deutliche Einsparungen gebracht. "Wir bedauern, dass das Bundeskartellamt trotz unserer umfangreichen Zusagen, mit denen wir bis an die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren gegangen sind, an seinen Bedenken festhält", sagte Konzernchef Adrian von Hammerstein.

Offizielles Nein erwartet

Die Behörde war zu der Auffassung gelangt, dass der im Zuge eines Zusammenschlusses von Kabel Deutschland angebotene Teilverkauf von Tele-Columbus-Netzen nicht ausreiche, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken auszuräumen. Damit ist der Deal de facto tot. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Bonner Behörde als nächstes den Kauf auch offiziell verbietet.

Nach dem Platzen der Übernahmepläne muss Kabel Deutschland seine Strategie neu ordnen. Der Marktführer, der in 13 deutschen Bundesländern 8,5 Millionen Haushalte mit Fernsehen versorgt, hatte schon seit Jahren auf Tele Columbus geschielt. Plan war, durch die Zusammenlegung der beiden Firmen die Kosten zu senken. Das wäre einfach gewesen, da sich beispielsweise die Kabelstränge beider Unternehmen in vielen Städten in Ostdeutschland überlappen - die Netze lassen sich also leicht zusammenschalten.

Der Umstand ist nach Aussagen einer mit der Prüfung vertrauten Person auch einer der Hauptgründe für die harte Haltung der Kartellwächter: Nach der Fusion hätten sich die beiden Kabelfirmen im Osten wesentlich weniger Konkurrenz gemacht. Insbesondere im Brot-und Butter-Geschäft, der Versorgung von großen Wohnblocks mit Kabelfernsehen, hätte es nur noch einen Anbieter gegeben.

1,6 Millionen Kunden

Tele Columbus zählt 1,6 Millionen Kunden, ist neben Ostdeutschland auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv und ist einer der letzten Kabelbetreiber, der in Deutschland noch zu haben ist. Nach dem Rückzug von Kabel Deutschland dürfte Tele Columbus wieder für Unitymedia interessant werden, sagte ein Frankfurter Banker. Allerdings sei auch hier ein Veto der Kartellbehörde zu befürchten. Unitymedia ist der zweitgrößte Kabelanbieter des Landes und hatte Insidern zufolge ebenso wie die Deutsche Telekom vergangenes Jahr ein Auge auf Tele Columbus geworfen.

Anleger reagierten enttäuscht auf den Fusionsflop: Die Kabel-Deutschland-Papiere gaben am Dienstag um zwei Prozent auf 69,82 Euro nach und waren damit größter MDax-Verlierer. Nach dem Aus steht einem Händler zufolge ein anderes Thema wieder im Vordergrund: "Damit wird ein Einstieg von Vodafone wahrscheinlicher." Der britische Mobilfunkriese prüft nach Insider-Informationen ein Übernahmeangebot für den Kabel-Marktführer. Eine mit der Sache vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche, die Führung von Vodafone Deutschland habe dem Konzernvorstand einen entsprechenden Plan unterbreitet. Doch sei noch keine Entscheidung gefallen, ob Vodafone wirklich ein Gebot für Kabel Deutschland abgeben werde.

Kabel Deutschland bereitet sich hinter den Kulissen auf ein Angebot aus England vor. Laut einem Insider aus dem Unternehmensumfeld sind die Investmentbanken Morgan Stanley und Perella Weinberg engagiert worden, um ein eventuelles Offert zu prüfen. Kabel Deutschland wollte sich dazu nicht äußern. (APA/Reuters, 19.2.2013)