Die Österreicher gehören zu den fleißigsten Mülltrennern der EU.

Foto: ARA/Lukas Maximilian Hüller

Rund 3,9 Millionen Tonnen Müll haben österreichische Haushalte und Einrichtungen wie Kindergärten und Krankenhäuser im Jahr 2009 produziert. Das geht aus dem letzten Bundes-Abfallwirtschaftsplan hervor. 57 Prozent dieser Abfallmenge landete nicht im Restmüll, sondern wurde getrennt gesammelt. Das sind um sieben Prozentpunkte mehr als im Jahr 2001. Mit diesen Werten zählen die Österreicher laut Altstoff Recycling Austria (ARA) zu den fleißigsten Abfallsortierern in Europa. 

Doch manche Mülltrenner sind skeptisch, ob tatsächlich alles, was sie separat sammeln, auch stofflich verwertet wird. Ein gängiger Vorwurf lautet: "In der Müllverbrennungsanlage wird eh wieder alles zusammengeworfen und verheizt." Auch um PET-Flaschen ranken sich Gerüchte: Sie würden in der Müllverbrennungsanlage dem Restmüll beigemengt, um dessen Heizwert zu steigern, ist in Online-Foren zu lesen.

Zu wertvoll für das Feuer

"Stimmt nicht", sagt Helmut Rechberger von der Technischen Universität Wien und begründet das mit finanziellen und energietechnischen Argumenten. "Die Flaschen sind ja etwas wert", erklärt der Leiter des Forschungsbereichs Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement. "Das wäre Blödsinn, wenn man sie verbrennen würde."

Abgesehen davon erhöhen die PET-Flaschen den Heizwert in einer Verbrennungsanlage. Das sei aber nicht nötig, so Rechberger. Ein höherer Wert wäre sogar ein Nachteil für die Betreiber. Denn die Öfen der Müllverbrennungsanlagen sind energetisch begrenzt. Es kann darin also nur eine bestimmte Energiemenge pro Zeit durchgeschleust werden. "Ansonsten wird es im Ofen - vereinfacht gesagt - zu heiß", erklärt der TU-Professor. Ist der Heizwert des Abfalls niedrig, können in einer bestimmten Zeit folglich größere Mengen Müll verbrannt werden als bei einem hohen Heizwert.

Und genau das wollen die Anlagenbetreiber. Sie wollen so viel Müll wie möglich verbrennen, weil sie pro entsorgter Tonne Abfall bezahlt werden. Ein höherer Heizwert, der zur Überhitzung der Anlagen führen kann, ist daher nicht in ihrem Sinn. "Manche Betreiber kühlen die Anlagen sogar mit Klärschlamm", sagt Rechberger.

Biomüll am besten aussortieren

Mit diesen Erklärungen lässt sich auch eine weitere Urban Legend widerlegen. Nämlich die, dass Bio-Abfälle im Restmüll ein großes Problem sind, weil sie den Heizwert nach unten drücken. "Biomüll im Restmüll stört nicht", sagt Rechberger. "Ökologisch gesehen ist es aber natürlich besser, ihn separat zu verwerten." Er wird dann kompostiert oder vergoren und zur Produktion von Biogas eingesetzt.

Allerdings muss für die Kompostierung die Qualität stimmen und der biogene Abfall darf nicht verunreinigt sein, so Rechberger. Das funktioniere am besten im ländlichen Raum. In den inneren Wiener Bezirken hingegen sei man von Biotonnen wieder abgekommen, weil die Qualität so miserabel gewesen sei. Trotzdem gilt: Solange man Biomüll nicht gemeinsam mit einem Plastiksackerl in die Biotonne wirft, ist er dort besser aufgehoben als in der schwarzen Restmülltonne.

Einzelne Kunststoffsorten sammeln

Im Gegensatz zu PET-Flaschen landen andere Kunststoffe sehr wohl mit dem Restmüll in den Verbrennungsöfen. Sie werden erst gar nicht separat gesammelt, weil das Trennen der unzähligen Plastikarten zu aufwendig und zu schwierig sei. "Für viele Recyclingprozesse werden sortenreine Fraktionen benötigt", erklärt Rechberger. "Es kann daher durchaus sinnvoll sein, weniger zu sammeln, dafür aber eine höhere Qualität."

Papier, Glas, Metall und PET-Flaschen zu sammeln befürwortet Rechberger vollauf, "das ist ökonomisch und ökologisch sicher vernünftig". Glas brenne zum Beispiel nicht, daher sei Recycling die beste Verwertung. Papier könne zwischen sieben und zehn Mal wiederverwertet werden, dabei würden Ressourcen geschont. Verbrennen könne man es dann immer noch.

Maschinen übernehmen Sortierung

Insgesamt bewertet der TU-Professor die Kombination aus Restmüllentsorgung und getrennter Sammlung von Altstoffen positiv. Die optimale Strategie sei aber immer verknüpft mit der Technologie, die am Markt ist, betont er. "Gewisse Materialien kann man heute maschinell schon so gut trennen, dass sie der Konsument gar nicht mehr sortieren müsste."

So stammten etwa rund sieben Prozent aller Altstoffe, die 2009 recycelt wurden, aus dem Rest- und Sperrmüll. Für den Verbraucher sei es aber oft schwer nachvollziehbar, wenn das Sammelsystem geändert werde. "Der denkt sich, die hauen alles zusammen und vergraben oder verbrennen es", sagt Rechberger. "Das ist bei uns eben nicht so. Und das muss man halt dann auch immer wieder kommunizieren." (Stefanie Rachbauer, derStandard.at, 25.2.2013)