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Eine gesunde Fußwölbung beruht in erster Linie auf Muskelkraft. Bei Kindern wird diese jedoch erst im Laufe der ersten sechs bis zehn Jahre durch Laufen, Rennen und Spielen erworben.

Foto: dpa/Frank Leonhardt

Regensburg/Wien - Immer häufiger, so kritisieren Mediziner, werden Einlagen verordnet, wo vielleicht eher eine Fußgymnastik oder regelmäßiges Barfuß laufen viel bessere Wirkungen erzielen könnten, berichtet der deutsche Onlinereportagedienst obx-medizindirekt. "Viele Menschen laufen problemlos ein Leben lang auf Plattfüßen", so der Regensburger Arzt Stephan Hülsmann. Damit meint der Mediziner, dass nicht jeder Fuß, der Abweichungen von der Idealform aufweist, auch orthopädische Einlagen benötigt.

Vor allem wird der Nutzen von Einlagen bei Kindern unter zehn Jahren angezweifelt. Diese Zweifel hat eine Studie an der Universitätsklinik für Orthopädie in Wien bestärkt, bei der die Füße von mehr als 800 drei- bis sechsjährigen Kindern untersucht wurden.

Eine gesunde Fußwölbung beruht in erster Linie auf Muskelkraft. Bei Kindern wird diese jedoch erst im Laufe der ersten sechs bis zehn Jahre durch Laufen, Rennen und Spielen erworben. Deshalb ergab die Wiener Untersuchung auch, dass 54 Prozent der Dreijährigen einen Knick-Senkfuß hatten, während diese Fehlbildung nur noch bei 26 Prozent der Sechsjährigen auftrat. Allerdings verwendete jedes zehnte untersuchte Kind orthopädische Schuheinlagen - zudem trugen einige der Kinder ihre linke und rechte Einlage vertauscht oder gar mit der Unterseite nach oben.

Einlagen nur gezielt einsetzen

Einlagen können manchmal eher schaden als nützen. Da die Muskelkraft zur Bildung des gesunden Fußes nötig ist, und die Einlagen als starre Unterlage wirken und dadurch die Muskeln eher schwächen, sind Einlagen zunehmend umstritten. "Ich rate meinen Patienten zu regelmäßigen Übungen, wie auf den Zehen wippen oder auf den Zehen stehen wie im Ballett oder die Füße kreisen lassen", erklärt Mediziner Hülsmann. Barfuß laufen sollte möglichst auf Waldboden, Wiesen oder Sandstrand, besser nicht auf glatten, ebenen Flächen ausgeübt werden.

Einlagen sollten laut Expertenmeinung nur ganz gezielt zum Einsatz kommen. Etwa bei einem Knick-Senkfuß, der Schmerzen im Stehen oder brennende Schmerzen auf der Fußsohle verursacht. Empfohlen werden sie aber auch bei Spreizfüßen, Hallux valgus (Schiefstand der großen Zehe, Anm.), der so genannten Reiterzehe, dem Fersensporn und nach Mittelfuß- oder Fersenbeinbrüchen.

Kritik an der Verordnungspraxis übt auch der Traunsteiner Orthopädie-Schuhmacher Michael Weiß: "Einige Ärzte haben keine Ahnung, welche Materialien und Möglichkeiten es von handwerklicher Seite her gibt. Somit entsteht für den Orthopädie-Schuhmacher folgendes Problem: Rechtlich gesehen muss er das anfertigen, was auf dem Rezept steht, auch wenn der Hintergrund fraglich ist." Allerdings ist es für Michael Weiß "unbestreitbar, dass Einlagen dabei helfen, schmerzhafte Fußzonen zu entlasten, damit diese sich regenerieren können." (red, derStandard.at, 20.2.2013)