Bild nicht mehr verfügbar.

Keine Angst vor "Unglück bringenden" Symbolen: Sony stellt die PlayStation 4 vor.

Foto: AP Photo/Frank Franklin II

Bild nicht mehr verfügbar.

Dave Perry verspricht mit der PlayStation Cloud das "schnellste Netzwerk" für Spieler.

>>> PlayStation 4 ohne Gebrauchtspiel-Verbot und Online-Zwang

Foto: Reuters

Bild nicht mehr verfügbar.

Das neue Interface der PS4 soll schneller und einfacher zu bedienen sein.

Foto: AP Photo/Frank Franklin II

Der neue DualShock 4 gibt sich vielseitig

Foto: Sony

Die Stereokamera erfasst Bewegungen des Controllers dreidimensional

>>> PlayStation 4: Der Controller und die Stereokamera

Foto: Sony

Screenshots aus "Killzone: Shadow Fall"

Foto: Sony

Detailliertere Welten...

Foto: Sony

... realistische Licht- und Partikeleffekte.

Foto: Sony

Am Mittwoch hat Sony die PlayStation 4 (PS4) vorgestellt, allerdings ohne die noch in Entwicklung befindliche Konsole selbst zu zeigen. Die neue Spielkonsole bietet eine deutlich stärkere Hardware, als die PlayStation 3, soll allerdings vor allem einfacher zu benutzen, besser vernetzt und zugänglicher für Entwickler sein. Der Marktstart wurde für Weihnachten 2013 angekündigt, der Preis wurde nicht verraten.

Der Spieler im Zentrum

Die PS4 bringt eine neue Benutzeroberfläche, Online-Streaming-Funktionen und einen überarbeiteten DualShock 4-Controller mit Touchpad. Von Entwicklerseite versicherte Sony, dass "jeder Dritthersteller" die neue Plattform unterstützen wird. Gezeigt wurden zahlreiche in Entwicklung befindliche Werke.

"Neue Hardware, Software und Online-Funktionen - das Zentrum der Unterhaltung ist nicht mehr das Wohnzimmer, sondern der Spieler, der Konsument", sagt Sony Computer Entertainment-Chef Andrew House. "Der Bedarf nach einer neuen Plattform ist offensichtlich", aber nur Hardware könne nicht die Antwort sein. Dabei ließ House durchblicken, dass die PS4 auch für den Konzern mehr als eine neue Spielkonsole ist. Sie sei eine Plattform für die Zukunft aller Angebote des vielseitigen Unternehmens von Medienproduktionen bis Fernseher.

(Video: Präsentationsvideo der PlayStation 4)

Die Hardware

Lead System Architect Mark Cerny zufolge setzt die neue PlayStation auf eine PC-ähnliche, aber optimierte x86-Prozessorarchitektur, was die Entwicklung von Spielen deutlich erleichtern soll. Der AMD-Prozessor basiert auf der "Jaguar"-CPU mit 8 Kernen. Der Radeon-Grafikprozessor liefere eine Rechenleistung von 1,84 Teraflops. Zusammen greifen die beiden Hauptkomponenten auf insgesamt 8 GB schnellen GDDR5-Arbeitsspeicher zu, der über eine Bandbreite von 167 GB pro Sekunde verfügt. Jede PS4 werde mit einem Blu-ray-Laufwerk (6-fach) und einer Festplatte ausgeliefert. Mit an Bord sind 802.11n WiFi, USB 3.0-Ports, Bluetooth 2.1 und Anschlüsse für Optical Audio, HDMI und analoge AV-Verbindungen.

Von den gezeigten Spielen her zu schließen, dürfen sich PS3-Spieler einen ordentlichen Sprung nach vorne erwarten. Unter anderem wurde mit der Unreal Engine 4 die realistische Simulation von Licht und Partikeln in Echtzeit demonstriert, in einer anderen Demo wurden eine Million einzelne, herunterfallende Objekte physikalisch korrekt berechnet, die Echtzeitanimation eines Gesichts ließ selbst kleinste Details von den Augen und Lippen ablesen. Konkrete grafische Standards wurden jedoch nicht festgelegt. Die gezeigten Werke scheinen aber alle in 1080p gelaufen zu sein.

Cerny nach dürfe nichts zwischen Plattform und Spieler stehen und Entwickler müssen sich leichter entfalten können. Nicht Ingenieure, sondern Software-Entwickler hätten deshalb den Ton bei der Entwicklung der neuen PlayStation angegeben.

Der Controller und die Kamera

Ob der alte DualShock 3-Controller kompatibel ist, wurde nicht verraten. Definitiv weiter unterstützt wird indes die Bewegungssteuerung Move.

Der neue DualShock 4-Controller integriert zahlreiche neue Funktionen. Er ist etwas größer, als der PS3-Controller. Die Analogsticks stehen weiter auseinander und weisen eine konvex geformte Oberfläche auf. Das digitale Steuerkreuz wurde ebenfalls überarbeitet, während die vier Eingabetasten X, Viereck, Dreieck und Kreis gleich geblieben sind. Die Abzüge R2 und L2 wurden für mehr Halt überarbeitet. Zwischen den Analogsticks befindet sich anstelle der bisherigen Select- und Start-Tasten das neue Touchpad, das wie bei der PS Vita eine präzise Fingereingabe ermöglicht - zur Navigation in Menüs etwa.
Entlang der Stirnseite befindet sich eine LED-Leiste. Diese dient einerseits zur Nutzeridentifikation und andererseits zur dreidimensionalen Erfassung durch die neue Stereokamera, die der Konsole beiliegt. Überdies wurden auch diverse Bewegungssensoren und ein Vibrationsmotor verbaut.

Unterhalb des Touchpads ist offenbar ein Lautsprecher oder ein Mikrofon eingebettet, wozu es allerdings noch keine Angaben gibt. Darunter wiederum ist der PlayStation-Button zu sehen. An der Unterseite zwischen den Analogsticks ist ein Anschluss für ein Headset verbaut.

Eine Neuerung ist der Share-Button seitlich vom Touchpad.

Netzwerken und Teilen

Die PS4 zeichnet während des Spielens laufend die letzten paar Minuten auf. Per Tastendruck ist es möglich, sich gerade erlebte Spielsituationen erneut anzusehen, diese Videos und Bilder zu bearbeiten und über das Internet mit Freunden zu teilen. Zuseher können wiederum Kommentare abgeben und später einmal auch einem helfen. Beispielsweise indem sie Hilfegegenstände platzieren. Über Ustream wird man auch mehrere Live-Übertragungen auf jegliche Plattform starten können.

Generell stehe "Vernetzung" im Fokus der neuen Plattform. Spieler werden echte Nutzerprofile anstelle von vereinfachten Avataren haben, mit Facebook verknüpft sein und dürfen via Ustream ihre Spielerlebnisse mit anderen teilen. Die Kommunikation mit PlayStation-Kontakten lässt sich auch per Smartphone und Tablet aufnehmen. Gleiches gelte für Spiele selbst, die immer stärker auf die Interaktion mit mobilen Geräten bauen. Dazu wird es eine Begleit-App für iOS und Android geben.

Beim Streaming einerseits ein zusätzlicher Rechenchip zum Einsatz, der es erlaubt, diese Funktionen ohne Rechenkrafteinbußen durchzuführen. Andererseits macht sich Sony hier Server-Technologie zu Nutze, die man über den Kauf der Streaming-Firma Gaikai erworben hat.

Game-Streaming

Ziel ist es laut Gaikai-Gründer Dave Perry, das schnellste Netzwerk für Spieler zu entwickeln. Alle Spiele lassen sich im Moment ausprobieren, bevor man sie kauft oder herunterlädt. Später sollen sich PS4-Spiele gänzlich streamen lassen. Dies sei allerdings noch Zukunftsmusik, der Dienst werde in Etappen ausgeliefert.

Über die PS Cloud sollen Inhalte von PS1, PS2 und PS3 auch auf anderen Endgeräten wie PCs, Tablets oder Smartphones spielbar sein.

Für lokales Streaming benötige es jedoch keine Server. Hat man eine PS Vita, wird man PS4-Spiele per RemotePlay auf dem Handheld weiterzocken können.

Alles mit einem Knopfdruck

Bei der Entwicklung der neuen Benutzersoftware habe Sony darauf Wert gelegt, alles leicht und schnell verfügbar zu machen.

So kann man die PS4 jederzeit in den Ruhezustand versetzen und dabei ein Spiel mittendrin unterbrechen. Weckt man die Konsole wieder auf, setzt man an der gleichen Stelle fort. Das gleich Konzept ist bereits von Handhelds wie der PS Vita und dem 3DS bekannt.

In Zukunft werde man überdies nicht mehr auf Downloads warten müssen. Inhalte werden in Paketen heruntergeladen und können bereits ab dem Start des Downloads gespielt werden.

(Video: Trailer zu "Killzone Shadow Fall")

Spiele

Im Zuge der zweistündigen Präsentation stellten sowohl Sonys eigene Studios als auch Dritthersteller zahlreiche neue Werke vor. "Knack" von Japan Studios versetzt Spieler etwa in die Rolle eines mächtigen kleinen Roboters.

Guerilla Games demonstrierte das Prequel zur "Killzone"-Serie. "Killzone Shadow Fall" wirft die Spieler in einen Krieg um Energieressourcen gegen die "Helghast", wobei beide Fraktionen getrennt durch eine gigantische Mauer auf der Erde leben. Die Grafik sieht gestochen scharf aus. Realistische Licht- und Partikeleffekte, runde Animationen, hoch aufgelöste Texturen und zerstörbare Kulissen vermitteln den Eindruck, sich tatsächlich in einer futuristischen, tödlichen Welt zu befinden.

Das Rennspiel "Driveclub" von Evolution Studios existierte zehn Jahre lang als Konzept und wird nun für die PS4 umgesetzt. Man wird in echten Klubs mit anderen fahren und gegen andere Klubs antreten können. Herausforderungen können per Tablet erstellt und "hunderten" anderen Teams zur Verfügung gestellt werden. Die Autos wurden bis auf kleinste Details nachgebaut. Man kann das Auto sogar aus der Ich-Perspektive ansehen, einsteigen, sich anschnallen, den Motor starten und losfahren.

Sucker Punch enthüllte das Superhelden-Drama "Infamous: Second Son", in dem sich Bürger mit übermenschlichen gegen restriktive Regierungen aufbäumen.

"Watch Dogs" und "Diablo"

Der japansiche Konzern betonte, dass "jeder Dritthersteller" die PS4 unterstützen wird.

Capcom zeigte "Panta Rhei", eine neue Spielengine, die "die Zukunft der Videospiele" ermöglichen soll. Als Demo wurde das neue Ritter-Abenteuer "Deep Down" (Arbeitstitel) präsentiert, das mit fotorealistischen Bildern einen Drachenkampf inszenierte.

Square Enix verführte mit seiner neuen Luminous-Engine in virtuelle Träume, die in Echtzeit spektakuläre Grafiken auf der PS4 produziert. "Final Fantasy" wird basierend auf dieser Technik für PS4 entwickelt.

Ubisoft kündigte nun offiziell den Hacker-Thriller "Watch Dogs" für PS4 und PS3 an.

Blizzard sorgte vielleicht für die Überraschung des Abends, in dem man die Partnerschaft mit Sony verkündete. "Diablo 3" wird für PS4 und für die PS3 erscheinen. Dafür wurde das gesamte Interface neu gestaltet, wodurch es nun leichter zu spielen sei, als auf dem PC.

Activision wird mehrere Spiele zum Start der PS4 bereitstellen. Bungies neuer Online-Welt-Shooter "Destiny" gehört dazu. Dazu zeigte man echte Spielszenen und das vielseitige Universum. Das Spiel wird auf für PS3 verfügbar sein - inklusive exklusiver Download-Inhalte für PlayStation-Kunden.

(Video: Trailer zu "Infamous: Second Son")

Indie-Games

Self-Publishing soll unabhängigen Entwicklern die Möglichkeit geben, Spiele günstiger und unkomplizierter für PS4 veröffentlichen zu können. Eines der ersten, exklusiven PS4-Indie-Games ist das Puzzle-Spiel "The Witness" der "Braid"-Schöpfer. Darin müssen sich Spieler durch Labyrinthe tüfteln.

Media Molecule ("LittleBigPlant") lässt einen "seine eigenen Träume aufzeichnen". Mit dem Move-Controller wird man virtuell Bildhauen können. Damit wird man ganze Spielwelten produzieren und erleben können. Als Beispiel zeigte man eine virtuell erstellte Musikband.

David Cage von Quantic Dream ("Heavy Rain") betonte, dass man mehr Emotionen in Spielwelten bringen wolle. Dazu benötige es moderne Grafik genauso wie Geschichten und Dialoge. So wie Filme benötigen auch Spiele neuere Technologien, um die Kreativität der Schöpfer entfalten lassen zu können. Dank der Technik der PS4 könne man künftig Emotionen von den Augen und Lippen der Charaktere ablesen. "Jetzt limitiert uns nur noch unsere Vorstellungskraft", so Cage.

(Video: Trailer zu "Watch Dogs")

Mediales Zugpferd

Etwas überraschend enthüllte Sony nicht das Design der PS4. Offenbar hebt sich der Konzern dieses Detail und weitere Informationen wie zu den Kosten für weitere Präsentationen auf. Die Verfügbarkeit der PS4 wurde unterdessen mit "Weihnachten 2013" angegeben.

Die neue PlayStation löst die 2006 erschienene PlayStation 3 ab und soll den finanziell schwer angeschlagenen japanischen Elektronikkonzern aus den roten Zahlen helfen. Vor allem aufgrund hart umkämpfter TV- und Mobilfunkmärkte und eines starken Yens schreibt Sony seit vier Jahren Verluste in Milliardenhöhe. Die neue Spielkonsole soll daher nicht nicht nur die ebenfalls rückläufige Games-Sparte beflügeln, sondern als Medienschnittstelle auch den Konzern insgesamt und dessen vielseitigen Angebote von Spiel-, Musik- und Filmproduktionen bis zu modernen Ultra-HD-Fernsehern stärken. (Zsolt Wilhelm aus New York, derStandard.at, 21.2.2013)