Für Einsiedler, die gern auf Achse sind, könnte bald ein Wohntraum wahr werden. Das österreichische Start-up-Unternehmen Wohnwagon ist gerade dabei, den ersten energieautarken, aus Holz gebauten Wohnwagen auf den Markt zu bringen. Das Gefährt mit 25 m2 Innenraum wird mit einer Fotovoltaikanlage geliefert, die für den Strom sorgt, fix inkludiert sind ein Bio-Klo und eine Wasseraufbereitungsanlage.

Ab 1. März kann man in Projekte einsteigen

Die Macher des Wohnwagens wollen vor allem Kunden mit unbebautem Grünland und abenteuerlustige Urlauber ansprechen. Doch ehe das Biogefährt auf den Markt kommt, müssen sie noch eine entscheidende Hürde nehmen: Dem Unternehmen fehlt es wie so vielen Start-ups an Kapital. Eine neue Plattform soll Abhilfe schaffen. Heute, Donnerstag, geht mit "Conda" eine österreichische Crowdinvesting-Plattform online, die Unternehmern eine neue Möglichkeit zur Finanzierung bieten will. Ab 1. März kann man via "Conda" in Projekte wie den Wohnwagen einsteigen.

Das aus den USA stammende Konzept des Crowdinvesting funktioniert denkbar einfach: Über Internetplattformen stellen Unternehmen ihre Firmenpläne vor und werben um Investoren. Wer sich online registriert, kann schon mit kleinen Beträgen - bei "Conda" ab 100 Euro - in Unternehmen investieren. Jedes Mal bevor ein Projekt online geht, wird festgelegt, wie viel Kapital das Start-up einsammeln möchte. Wird die Schwelle nicht erreicht, bekommen alle ihr Geld zurück.

"1000x1000.at"

Nachdem in Deutschland bereits zahlreiche Crowdinvest-Seiten wie "Seedmatch" existieren, erwacht die Szene in Österreich erst langsam zum Leben. Mitte Dezember 2012 hat der bisher einzige Anbieter, "1000x1000.at", einen Relaunch vollzogen, vergangene Woche ist die Finanzierung für das erste Projekt zustande gekommen. Mit "Conda", einer Gmbh, hinter der mehrere Gesellschafter wie die Werbeagentur 3C-Design, der IT-Dienstleister Rise und der Geschäftsführer Paul Pöltner stehen, kommt nun der erste Mitbewerber auf den Markt.

Ob Crowdfunding eine längerfristige Möglichkeit der Unternehmensfinanzierung eröffnet oder das Ganze eine Hype bleibt, ist allerdings laut Experten noch offen. Denn Crowdfunding-Seiten kämpfen mit Problemen: Das Interesse ist selbst in Deutschland mäßig. Über den Marktführer "Seedmatch" nahmen Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar rund drei Millionen Euro an Kapital auf. Aber zu den aktiven Geldgebern gehörte nur ein bescheidener Kreis von rund 2000 Investoren.

Risikoprüfung

Zudem müssen Investoren vorsichtig sein, sagt Bernhard Sagmeister, Chef der Förderbank AWS. Eine echte Risikoprüfung der Start-ups (Due Diligence) gibt es bei den Websites nicht, weil das zu teuer wäre. So sind es auch bei "Conda" die Macher der Seite und ihre Partner, die eingereichte Unternehmenskonzepte bewerten und prüfen. Investoren muss zudem klar sein, dass sie mit ihrem Geld an Gewinnen ebenso wie an Verlusten beteiligt werden. Da Geldgeber keine Aktien erwerben - bei "Conda" läuft die Beteiligung über einen Genußrechtsvertrag - haben Anleger zudem kein Mitspracherecht bei den von ihnen finanzierten Unternehmen. Und: Start-ups, die Crowdinvest nutzen wollen, müssen im Falle einer erfolgreichen Kapitalaufnahme saftige Erfolgshonorare an die Betreiber der Websites abführen (bei "Conda" sind es neun Prozent").

Geschäftsführer Pöltner ist dennoch überzeugt, die notwendige kritische Masse an Nutzern für seine Seite begesitern zu können. Da viele Pionierunternehmen nur schwer an Kredite kommen und man Großinvestoren ohne Kontakte kaum bekommt, gebe es ein großes Interesse an alternativen Formen der Finanzierugn, so Pöltner. (András Szigetvari, DER STANDARD, 21.02. 2013)