Bild nicht mehr verfügbar.

Gegen Lungenentzündung und die chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD könnte künftig Ectoin helfen.

Foto: EPA/Narong Sangnak

Ectoin ist nicht nur in der Lage, der schädlichen Wirkung von Staubpartikeln auf die gesunde Lunge vorzubeugen, der Wirkstoff hat auch das Potential, eine bestehende Lungenentzündung zu vermindern. Das konnten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Umweltmedizinische Forschung nachweisen.

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD) ist eine der häufigsten Zivilisationserkrankungen unserer Zeit. Nach WHO- Angaben waren 2004 weltweit 64 Millionen Menschen an COPD erkrankt und es wird erwartet, dass innerhalb der nächsten Jahre COPD zur dritthäufigsten Todesursache wird. Die Ursache dieser Erkrankung liegt vor allem in der Belastung der Atemluft mit Schadstoffen wie Zigarettenrauch oder Feinstaub aus Verbrennungsprozessen.

Gängige Therapien wenig wirksam

Gängige Therapien wie etwa die Inhalation von Glukokortikoiden (Kortison) sind bei dieser Erkrankung wenig wirksam, da ein bestimmter Typ von Entzündungszellen (neutrophile Granulozyten), die gegen diese Therapie unempfindlich sind, in die Lunge einwandert und dort das Lungegewebe schädigt und zu einer Aufrechterhaltung und stetigen Verstärkung der Entzündungsreaktion führt.

Die Folgen sind der Abbau des Bindegewebes der Lunge (Emphysem), chronische Bronchitis und eine Verengung der oberen Atemwege. Die Patienten können im Endstadium nur noch unter ständiger Sauerstoffbeatmung überleben.

Stabilisierung der Zellmembran

Wie Forscher nun herausfanden kann der Naturstoff Ectoin Abhilfe schaffen. Er stammt aus halophilen Bakterien, die an extremen Standorten überleben können, stabilisiert Zellen und schützt so gegen schädliche Umwelteinflüsse. Bereits aus früheren Experimenten wussten die Wissenschaftler, dass Ectoin in der Lage ist, der schädlichen Wirkung von Staubpartikeln auf die gesunde Lunge vorzubeugen. 

Zusammen mit der Klinik für Hand- und Unfallchirurgie der Heinrich-Heine-Universität zeigen die Forscher, dass bei dieser Form der Lungenentzündung die Lebensdauer der Entzündungszellen verlängert ist. So tragen Zellen, die den Organismus eigentlich vor Infektionen schützen sollen, zur Verschlimmerung der Krankheit bei. Diesem Effekt beugt Ectoin vor: Durch eine Stabilisierung der Zellmembran sterben die Entzündungszellen zu dem von der Natur vorgesehenen Zeitpunkt ab und die Entzündung geht zurück.

Dieser Mechanismus funktioniert nicht nur im Modellsystem, sondern ließ sich auch in Zellen aus dem Blut von COPD-Patienten nachweisen. Da der Naturstoff Ectoin bereits als Medizinprodukt zur Inhalation zugelassen ist, sind die Forscher optimistisch hinsichtlich weiterführender Studien zur potentiellen Anwendung beim Menschen. (red, derStandard.at, 21.2.2013)