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Einer der ganz berühmten Exportartikel: Die Wiener Sängerknaben.

 

Foto: APA/OTS/Lukas Beck
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Österreichs Unternehmen verkauften 2012 so viele Waren wie nie zuvor im Ausland. Doch Experten sehen keinen Grund zur Euphorie: Heimische Konzerne tun sich vor allem auf dem Hoffnungsmarkt China schwer. Für eine positive Überraschung sorgte Frankreich.

Wien – Die österreichische Exportwirtschaft hat im vergangenen Jahr die Konjunkturabkühlung in Europa deutlich zu spüren bekommen. Die Güterausfuhren in wichtige Partnerländer wie Deutschland, Italien, Tschechien und Ungarn sind 2012 merkbar zurückgegangen. Positive Entwicklung in einigen Überseemärkten, insbesondere in den USA, haben dafür gesorgt, dass die Ausfuhren übers Jahr gerechnet trotzdem leicht (plus 1,3 Prozent) gestiegen sind und damit einen neuen Rekordwert erreicht haben.

Aus der vorläufigen Außenhandelsstatistik, die am Donnerstag von der Wirtschaftskammer in Wien veröffentlich worden ist, geht aber auch hervor, dass sich einige der Hoffnungsmärkte nicht so positiv entwickeln wie erhofft. Neben der Türkei (Exportrückgang von 1,2 Prozent) ist insbesondere China enttäuschend: Die Ausfuhren heimischer Konzerne in das aufstrebende Schwellenland legten im vergangenen Jahr zwar um 3,3 Prozent zu. Das entspricht in absoluten Zahlen allerdings nur einem Plus von rund 100 Millionen Euro. In der Liste der wichtigsten Exportpartner rangiert China damit knapp vor der Slowakei, aber deutlich hinter Ungarn und Polen auf Rang elf.

Groß ist dabei vor allem der Kontrast zu den Verheißungen: Die WKO hat in den vergangenen Jahren China wiederholt als "einmalige Chance" und als außergewöhnlicher "Hoffnungsmarkt" propagiert. Nicht zuletzt die Er folge deutscher Unternehmen in dem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern wirkten anstachelnd. In den vergangenen Jahren stieg die Nachfrage nach deutschen Waren schließlich in keinem anderen Land so stark an wie in China. Derzeit zählt China zu den fünf wichtigsten Exportpartnern Deutschlands, insgesamt wurden 2012 Güter im Wert von 64 Milliarden Euro aus der Bundesrepublik in die Volksrepublik verkauft.

Dass Österreichs Unternehmer nur auf ein Zwanzigstel dieser Summe kommen, liegt laut Walter Koren, Chef der WKO-Außenwirtschaftsabteilung, zunächst an der Strahlkraft großer deutscher Industrieunternehmen. Wenn VW, Audi und Bosch Werke in China bauen, können kleinere deutsche Zulieferer am Erfolg der großen mitnaschen, so Koren. Die Zulieferer profitieren dann vor allem von ihrer lokalen Präsenz vor Ort.

So existieren in China allein im Bereich der Automobilzulieferindustrie rund 180 Werke mit deutscher Beteiligung. Über ihre lokale Präsenz verkaufen die Zulieferer nicht nur Produkte mit Know-how aus der Heimat. Die deutschen Konzerne machen sich auch zusätzlich bekannt in China. Österreichische Betriebe tun sich hingegen schwerer und schrecken oft davor zurück, das nötige Geld und die Ressourcen aufzuwenden, um sich in der Volksrepublik niederzulassen. "Notwendig wäre eine vertiefte Marktbearbeitung", so Koren. Aber auch in anderen aufstrebenden Ländern wie Brasilien müsse sich die Zulieferindustrie Gedanken darüber machen, wie sie die Präsenz vor Ort stärken kann.

Eine positive Überraschung bei den Ausfuhren gab es übrigens auch: Die österreichischen Exporte nach Frankreich nahmen um 10,2 Prozent zu, das war der größte Zuwachs bei den Top-Ten-Handelspartnern. Für den Sprung hauptverantwortlich ist der Tiroler Arzneimittelhersteller Sandoz, der 2012 eine Rekordmenge an natürlichen und synthetischen Hormonen in Frankreich absetzte. (szi, DER STANDARD, 22.2.2013)