LAA-505 und KWK-663 hätte es treffen sollen. Die Nummerntafeln dieser Busse standen in Taleb Yaacoubs rotem Notizbuch. Sie hätten israelische Touristen an ihre Ferienorte in Zypern transportieren und dabei in die Luft gehen sollen. Ähnlich wie im bulgarischen Burgas, wo nur zwei Wochen später tatsächlich fünf israelische Touristen und ihr bulgarischer Fahrer bei einem Anschlag getötet wurden.

Tatort Bulgarien: Bei einem Anschlag im Juli 2012 starben fünf Israelis.

Yaacoub steht derzeit vor einem zypriotischen Gericht. Er ist in acht Punkten angeklagt, darunter wegen der Teilnahme an der Vorbereitung eines Verbrechens und der Vertuschung desselben, aber auch wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation. Taleb Yaacoub weist zwar die Anschuldigung von sich, ein Attentat auf Israelis vorbereitet zu haben. Zugegeben hat er aber, dass er für die libanesische Hisbollah arbeitet und seit 2007 Mitglied ist. Damit gewährt er einen seltenen Einblick, wie die Organisation, die sich ansonsten in einen Mantel des Schweigens hüllt, innerhalb Europas operiert.

Plätze mit vielen Israelis ausgekundschaftet

Er sei von der Hisbollah im Umgang mit Waffen ausgebildet worden und habe als Kurier für die Organisation innerhalb der Europäischen Union gearbeitet, das alles bestätigt er. Yaacoub besitzt sowohl die libanesische als auch die schwedische Staatsbürgerschaft, was ihm das Reisen durch Europa erleichterte. Er transportierte Pakete, ein Handy und SIM-Karten von Frankreich in den Libanon. Aber auch andere Aufgaben wurden ihm von seinem Auftraggeber Ayman, dessen Gesicht er nie zu sehen bekommen habe, aufgetragen. So sollte er öffentliche Plätze in Zypern ausfindig machen, an denen sich viele Israelis aufhielten, sowie die Ankunftszeiten israelischer Flüge in Zypern überwachen.

Diese bewiesenen Tatsachen werden ihm nun zur Last gelegt. Dass Yaacoub selbst einen terroristischen Anschlag durchführen sollte, bestreitet er. Als Hisbollah-Mitglied habe er immer das Recht gehabt, sich solchen Anweisungen zu widersetzen, sagte er dem Gericht. Auf die Frage, wofür seine gesammelten Informationen denn gut gewesen sein sollen, gabe er keine Antwort, nur so viel: "Ich tat, worum ich gebeten wurde."

 

Mitglieder der Hisbollah bei einem Aufmarsch 

Das Urteil, das in Zypern über Yaacoub gefällt wird, könnte weitreichende Konsequenzen haben. Auf die Europäische Union wächst nun einmal mehr der Druck, die Hisbollah auf die offizielle Terrorliste zu setzen. Bis dato hat sich die Union im Gegensatz zu den USA, Kanada und Israel davor gedrückt, um eine weitere Verstimmung zwischen dem Libanon und Europa und insbesondere Frankreich zu vermeiden. Die Hisbollah kann daher in Europa ungehindert Spenden sammeln und ihre Mitglieder schalten und walten lassen. Israels Präsident Shimon Peres forderte die EU nun im Zuge des Prozesses auf, ihre Meinung zu ändern: "Jetzt ist die Stunde, in der jedes Land der Welt und insbesondere die Europäische Union die Hisbollah auf die Terrorliste setzen sollte."

Niederlande als Ausnahme

Bisher sind die Niederlande das einzige europäische Land, das die Hisbollah als Terrororganisation einstuft. Großbritannien beschränkt sich darauf, den militärischen Flügel als terroristisch zu bezeichnen, obwohl die Hisbollah hier selbst keine Unterscheidung trifft. Frankreich, ehemalige Mandatsmacht im Libanon, ist einer der großen Blockierer, wenn es um eine EU-weite Neubewertung der Hisbollah geht. Das Land fürchtet, dass damit einerseits Beteiligte an der UN-Beobachtermission im Südlibanon gefährdet werden könnten und es andererseits Anschläge direkt auf eigenem Boden geben könnte, wie das schon in den 1980er Jahren der Fall war. Und immerhin ist die Hisbollah Teil der libanesischen Regierung.

Aber auch in Frankreich gibt es seit dem terroristischen Akt in Bulgarien, den die Ermittler eindeutig der Hisbollah zuordnen, ein Umdenken. Der Sprecher des französischen Außenministeriums, Philippe Lalliot, kündigte vor der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts der Bulgaren vergangene Woche an, dass er sich schon vorstellen könnte, dass Frankreich seine Position revidiert. Inzwischen ist jedoch nichts passiert, und das Unverständnis in Israel darüber wächst. Der israelische Heimatschutzminister Avi Dichter drückte es so aus: "Zu fragen, ob die Hisbollah eine Terrororganisation ist, gleicht der Frage, ob Paris zu Frankreich gehört."

Unklare Täterschaft in Bulgarien

Wer der Attentäter in Bulgarien war, ist den Ermittlern noch immer nicht klar. Der beim Anschlag getötete Initiator soll mit zumindest einem seiner beiden mutmaßlichen Komplizen blutsverwandt sein. Das ergab zumindest eine DNA-Analyse. Der mutmaßliche Komplize ist kanadisch-libanesischer Doppelstaatsbürger, hieß es aus Sofia. Er habe bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Vancouver gelebt und soll noch einen Bruder in Kanada haben, für dessen Verwicklung in den Anschlag es aber keine Hinweise gebe. (Teresa Eder, derStandard.at, 25.2.2013)

Der erste Interviewpartner von Julian Assange in dessen neuer TV-Sendung war ausgerechnet Hassan Nasrallah, Chef der Hisbollah.