Der Home Screen von Ubuntu Phone versammelt unter anderem zuletzt genutzte Apps und kontaktierte Personen. Mehr Infos über jede Kategorie gibt es über einen Swipe nach links oder rechts.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Schnellstarter ist immer über eine kurze Wischgeste vom linken Bildschirmrand erreichbar.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ubuntu Phone will mit einem individuellen Lock Screen punkten, bisher ist dieser aber größtenteils "Fake", bietet also keine echten Informationen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Benachrichtigungsbereich, auch hier sind für die Test-Phase "Dummy"-Daten eingefügt, die nur zu Demonstrationszwecken dienen sollen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Voll funktionstüchtig ist hingegen der Browser, der auf der auch von Google und Apple favorisierten Rendering Engine Webkit angetrieben wird.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Da Ubuntu Phone danach trachtet den Bildschirmplatz optimal zu nutzen, sind die Einstellungen nur über einen Swipe nach oben zu erreichen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ähnlich wie am Linux-Desktop gibt es auch bei Ubuntu Phone eine Reihe von Indikatoren, die bei der Anwahl diverse Einstellungen anbieten.

 

Screenshot: Andreas Proschofsky

Am Tablet nehmen all diese Informationen nur einen Teil des Bildschirms ein, in den Grundzügen ist die Nutzung aber deckungsgleich mit der Smartphone-Ausgabe.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine der bereits mitgelieferten - wenn auch noch sehr einfach gehaltenen - Anwendungen ist die Galerie.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vieles anderes ist derzeit nicht wirklich benutzbar, etwa das Wetter aber auch die Musikanwendung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Sharing mit diversen Webservices soll grundlegend im System verankert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bis vor kurzem war Ubuntu für viele noch eine Art Synonym für den Linux-Desktop, Hersteller Canonical hegt mittlerweile aber deutlich größere Ambitionen. Wie Unternehmensgründer Mark Shuttleworth vor einigen Wochen verkündete, soll die eigene Software in Zukunft auch die Welt der Smartphones und Tablets erobern. Seit kurzem gibt es nun erste Testversionen von "Ubuntu for Phones / Tablets", ein willkommener Anlass einmal einen etwas näheren Blick auf Konzepte, Plattform und den aktuellen Stand der Entwicklung des ambitionierten Neuzugangs am Markt der mobilen Systeme zu werfen.

Warnung

Bevor es ins Detail geht sei aber zunächst einmal ein dicker, fetter Disclaimer vorangeschoben: Die aktuelle Preview-Version ist vornehmlich dazu gedacht, potentiellen EntwicklerInnen einen frühen Blick auf die Plattform und die grundlegenden Konzepte zu geben. Für EndbenutzerInnen ist all dies hingegen derzeit noch nicht geeignet. Wie auch in den offiziellen Release Notes betont wird, ist vieles noch unfertig, manche der angekündigten Konzepte sucht man momentan vergeblich, einzelne Apps sind nur "Statthalter" ohne wirklich Funktionalität. Und sowohl Performance als auch Stabilität sind natürlich noch nicht dort, wo sie einmal sein sollen. Das Label "experimentell" ist hier also äußerst angebracht - und ist bei all dem in Folge Gesagten immer ein stückweit mitzudenken.

Hardware

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, braucht noch die richtige Hardware, um Ubuntu Phone / Tablet auszuprobieren: Für Galaxy Nexus und Nexus 4 bzw. Nexus 7 und Nexus 10 gibt es derzeit passende Images zum Download, in Entwicklung - bzw. teilweise unterstützt - sind aber auch Versionen für eine Reihe anderer Smartphones, hier gibt das Ubuntu Wiki einen Überblick. Langfristiges Ziel ist es natürlich das Betriebssystem einmal direkt mit neuen Geräten auszuliefern, für die Phase der Entwicklung bedient man sich aber der von Google verkauften Geräte, die sich durch ihre Offenheit für solche Aufgaben besonders gut eignen.

Interaktion

Bei der ersten Nutzung wird schnell klar: Das System ist ganz auf die Nutzung von Gesten ausgerichtet: Mit einer kurzen Wischbewegung vom linken Bildschirmrand ausgehend wird eine Seitenleiste mit den favorisierten Apps geboten - ähnlich wie bei Ubuntus Unity am Desktop. Ein langer "Swipe" von links ruft hingegen eine Übersicht aller offenen Apps auf. Ein "Swipe" von rechts kehrt auf die zuletzt genutzte App zurück, eine solche Geste von unten kommend, bringt die App-Einstellungen zum Vorschein. Diese sind von Haus aus also ausgeblendet, man wolle damit den eigentlichen Inhalten maximalen Raum bieten, argumentiert der Hersteller für diese Design-Entscheidung.

Indikatoren

Bleibt noch die Wischbewegung vom oberen Bildschirmrand ausgehend, mit diesem können die verschiedenen "Indikatoren" in der Statuszeile geöffnet werden, wie sie auch vom Desktop her bekannt sind. Der wohl wichtigste ist der Benachrichtigungsbereich, in dem beispielsweise neue Mitteilungen von Twitter oder Facebook landen - und praktischerweise auch gleich direkt dort beantwortet werden können. Zumindest theoretisch - derzeit ist diese Funktionalität noch nicht implementiert.

Einstellungen

Über die anderen Indikatoren erhält man Zugriff auf diverse Einstellungen, etwa für Akkustand, Lautstärke, Datum / Zeit oder auch Netzwerk, auch davon funktioniert derzeit noch nicht alles. Apropos Netzwerk: Momentan kann sich die mobile Ubuntu-Ausgabe nur per WLAN mit dem Internet verbinden, mobile Datenzugänge werden hingegen noch nicht unterstützt. Auch die Telefonie ist derzeit noch etwas eingeschränkt, da Ubuntu bislang keine SIM-Karten entsperren kann.

Schwierig

Allgemein wirkt das Indikatoren-System noch etwas unausgegoren. Den richtigen Indikator zu treffen ist gerade bei einem Smartphone nicht gerade trivial. Zumindest lässt sich aber mit einem seitlichen Swipe bei halb geöffnetem Pulldown auf die anderen Indikatoren wechseln. Aber es ist wohl davon auszugehen, dass dies bis zu einer stabilen Release noch mal überarbeitet wird, vor allem, da die restliche Gesteninteraktion recht durchdacht wirkt. Und auf einem Tablet funktioniert all dies ohnehin wesentlich besser. Nett dabei auch, dass hier die Einstellungen nur partiell über den Bildschirm gelegt werden, also nicht das gesamte Geschehen überlagern - ähnlich den Schnelleinstellungen von Android.

Home

Einen konventionellen Home-Screen a la iOS oder Android sucht man hier vergeblich, statt dessen gibt es eine Auflistung der zuletzt genutzten Apps, Musikstücke, Filme und der aktuellen Interaktionen mit anderen Personen. Alles grafisch sehr ansprechend gestaltet, wie überhaupt Ubuntu Phone / Tablet auch schon in den frühen Versionen anzumerken ist, dass reichlich Arbeitszeit des Canonical Design-Teams eingeflossen ist. Derzeit ist der Großteil der am Home Screen dargestellten Informationen allerdings noch vollständig "Fake", bei Musikstücken, Filmen und Interaktionen handelt es sich um reine "Dummy"-Daten. Lediglich die App-Seite entspricht weitgehend der Realität.

Zukunftsmusik

Aus der Reihe jener Dinge, die zwar vorgesehen, aber derzeit noch nicht umgesetzt sind: Schon vom Desktop her bekannt ist die zentrale Suchfunktion, die On- und Offlinequellen kombiniert, also zu den Eingaben beispielsweise auch Ergebnisse von Amazon und aus dem Ubuntu One Music Store liefert. Das Teilen mit diversen sozialen Netzwerken und anderen Online-Plattformen soll fix im System verankert werden, selbiges gilt für die Spracheingabe und eine Anbindung an Canonicals Cloud-Speicher Ubuntu One. Dieser soll auch einmal von der Kamera-App genutzt werden, um alle aufgenommenen Fotos automatisch hochzuladen, wie man es etwa auch von Google oder Dropbox gewohnt ist.

Softwareauswahl

Die Liste der mitgelieferten Programme ist derzeit noch dünn, und auch davon ist nur ein Teil wirklich funktionstüchtig. Immerhin gibt es schon eine Kamera plus angehängter Galerie, auch ein einfacher Browser sowie ein Notizblock lassen sich bereits nutzen. Dazu kommt die eine oder andere Web-App - im konkreten Fall eigentlich nur Links auf die mobilen Ausgaben von Twitter, Facebook, Gmail und natürlich - Amazon. Die vorinstallierte Musikanwendung ist hingegen derzeit ebenso wenig wirklich nutzbar wie der Taschenrechner oder die Wetter-App.

Konvergenz

Wenn im bisher gesagten nur selten zwischen Tablet und Smartphone unterschieden wird, dann hat das seinen guten Grund: Die zentralen Konzepte sind identisch. Und das ist durchaus Programm, Canonical hofft besonders mit der Konvergenz zwischen allen unterstützten Formfaktoren punkten zu können, vom Desktop bis zum Smartphone sollen die NutzerInnen sich schnell wieder zurechtfinden. Ein ähnlicher Ansatz wie ihn auch Microsoft bei Windows 8 verfolgt, nur noch ein Stückchen konsequenter.

Eine App für Alle

Ubuntu-Apps sollen künftig übrigens auch auf all diesen Plattformen laufen - und zwar versammelt in ein und demselben Paket. Die EntwicklerInnen können einfach unterschiedliche Interface-Beschreibungen für die einzelnen Formfaktoren mitliefern, so die Idee von Canonical. Ein durchaus verlockendes Versprechen, wie gut dies dann in der Realität tatsächlich funktioniert - beziehungsweise wie viel Extra-Arbeit den EntwicklerInnen entsteht - wird sich allerdings erst zeigen müssen. Dies vor allem deswegen, da derzeit noch nicht einmal alle technischen Grundlagen für diese Möglichkeit gelegt sind, dazu aber später mehr.

Multi-User

Neben dem schon erwähnten, etwas anderen Verhalten von einzelnen Dialogen, bietet die Tablet-Ausgabe aber auch das eine oder andere Zusatz-Feature. So gibt es nur hier vollständigen Multi-User-Support, wie ihn etwa auch Android seit der Version 4.2 zu bieten hat. Die Ubuntu-Version kommt allerdings ohne die diverse Beschränkungen und Design-Probleme der Google-Implementation aus, kann zudem mit nützlichen Extras wie einem Gast-Modus aufwarten, in dem keinerlei Daten gespeichert werden. Auch können die Daten eines jeden Accounts getrennt verschlüsselt werden - damit hofft Canonical nicht zuletzt den Unternehmensbereich mit seinen gesteigerten Sicherheitsanforderungen ansprechen zu können.

Nebeneinander

Ebenfalls Tablets vorbehalten ist das sogenannte "Side Stage", mit dem sich zwei Apps direkt nebeneinander anordnen lassen, um sie parallel zu nutzen, also etwa Notizen direkt neben einer Web-Recherche im Blickfeld zu behalten. Ähnliches ist von diversen Desktop-Betriebssystemen bekannt, und erweist sich hier als nicht minder nützlich. Damit einher geht ein weiterer Bonus der Tablet-Version: Vollständiges Multitasking, wie es sonst meist Desktop-Systemen vorbehalten ist. Alle Programme laufen also im Hintergrund unverändert weiter - anstatt wie bei den meisten anderen Systemen vorübergehend "eingefroren" zu werden.

Dock

Wer die IT-Nachrichten aufmerksam verfolgt, wird sich erinnern können, dass Canonical mit "Ubuntu for Android" schon einmal den mobilen Sektor erobern wollte. Dieses Konzept feiert hier eine Wiederauferstehung: "High End"-Ubuntu-Smartphones/Tablets sollen sich mithilfe eines Docks in einen vollständigen Desktop-Rechner verwandeln lassen - und diesen für so manche Nutzerin künftig eventuell sogar ganz ersetzen.

Webtop-Anklänge

Ein durchaus spannendes Konzept, das seine reale Tauglichkeit allerdings erst unter Beweis stellen muss. Immerhin haben sich schon andere Hersteller an ähnlichen Ansätzen versucht, nicht zuletzt Motorola mit seinem Webtop - der mittlerweile wieder eingestampft wurde. Bei Canonical will man diesen Vergleich natürlich nicht gelten lassen, immerhin hat man bei Ubuntu dann wirklich ein und dasselbe System im Einsatz - noch dazu mit sehr ähnlichen Nutzungsparadigmen.

Entwicklung

Kommen wir zu einem Thema, dessen Relevanz für den Erfolg einer Plattform wohl gar nicht überschätzt werden kann: Die App-Entwicklung. Kurz wurde schon erwähnt, dass nach den Canonical-Plänen künftig dasselbe Paket vom Desktop/Server bis zum Smartphone lauffähig sein soll. Möglich machen soll dies die Nutzung des Qt-Frameworks, das einst im Umfeld des KDE-Projekts entstanden ist, und bis vor nicht all zu langer Zeit eine tragende Rolle bei Nokias Smartphone-Plänen gespielt hatte.

Kritik

Das Problem an diesem Versprechen: Bisher ist dies blanke Theorie, Unity am Desktop und beim Smartphone / Tablet sind derzeit zwei vollständig unterschiedliche Projekte, mit signifikanten technologischen Unterschieden. Dieser Umstand hat Canonical denn auch gleich erste, recht scharfe Kritik eingebracht. Von Seiten des Unternehmens bestätigt man dieses Defizit, verspricht aber in den kommenden Monaten Unity für alle Plattformen in eine gemeinsame Codebasis aufgehen zu lassen. Hier deutet man also wohl einen teilweisen Neustart für die Desktop-Version an.

QML

Canonical verspricht sich - und den EntwicklerInnen - aus der Wahl von Qt/QML entscheidende Vorteile im Vergleich zu Android, nicht zuletzt in Hinblick auf CPU- und RAM-Verbrauch, da man hier ohne den Overhead einer Virtual Machine, wie sie Android in Form von Dalvik nutzt, auskomme. Wie bei so vielen Versprechen ist das allerdings nur ein Teil der Geschichte. Denn zwar ist es tatsächlich möglich mit QML performancekritische Teile in C/C++ zu verfassen (die anderen Komponenten werden üblicherweise in Javascript geschrieben), aber so etwa geht natürlich bei Android über das Native Development Kit längst ebenfalls.

Web Apps

Zudem gilt dies natürlich nur für solch native Apps, zusätzlich zu Qt/QML bewirbt Canonical aber auch die Entwicklung von HTML5-Apps, für die das Gesagte natürlich nicht gelten kann. Von solchen Spitzfindigkeiten abgesehen, ist es aber natürlich ein echtes Plus, wenn sich Programme für Ubuntu auch als Web-Apps entwickeln lassen - am Desktop hat man ja schon erste Schritte in diese Richtung unternommen. Als Rendering Engine bedient man sich dabei - und für den Browser - übrigens bei Webkit, in Fragen Javascript setzt Canonical auf Googles V8.

Hardwareanforderungen

Neben ARM-CPUs soll Ubuntu Phone / Tablet auf x86-Prozessoren laufen, auch wenn dies angesichts der Realitäten im mobilen Bereich derzeit nicht oberste Priorität hat. Mit der Desktop-Version im Hintergrund hat man hierfür aber ohnehin beste Voraussetzungen. Als absolutes Minimum für Ubuntu Phone legt der Hersteller eine 1 GHz Cortex A9 CPU und 512 MByte bis 1 GByte RAM fest - womit das Galaxy Nexus ziemlich gut umschrieben wäre. Wer den Desktop/Dock-Modus nutzen will, braucht aber schon ein "High End"-Gerät, das Canonical mit mindestens 1 GByte RAM, einem Quad-Core-Prozessor und 32 GByte internem Speicher sowie dem Vorhandensein eines SD-Karten-Slots umschreibt. Aufgrund der letzten zwei Anforderungen fällt hier also selbst das Nexus 4 aus der Liste. Momentan ist all dies aber ohnehin blanke Theorie, fehlt der Dock-Modus in den aktuellen Builds doch noch vollständig.

Tablets

Noch höher sind die Anforderungen im Tablet-Bereich angesiedelt, was wohl nicht zuletzt auf das "echte" Multitasking zurückzuführen ist. Die Hardware des Nexus 10 stellt bereits das absolute Minimum dar, das ebenfalls unterstützte Nexus 7 eigentlich schon unter den "Empfehlungen". Ein "High End Enterprise Tablet" (also wieder inklusive Dock-Modus) sollte dann schon mit mindestens 4 GByte RAM aufwarten können. Wem all dies extrem hoch vorkommt, der sei darauf verwiesen, dass es noch einige Zeit brauchen wird, bis die ersten Geräte mit Ubuntu Phone / Tablet auf den Markt kommen - bis dahin sollten solche Spezifikationen relativ geläufig sein.

Ablauf

Apropos Zeitrahmen: Einen Bericht des Wall Street Journals, dass die ersten Ubuntu Phones noch dieses Jahr auf den Markt kommen sollen, hat Mark Shuttleworth mittlerweile höchstpersönlich dementiert. Hierbei habe es sich um ein Missverständnis gehandelt, stellt der Ubuntu-Gründer klar. Für Oktober sei derzeit die erste Ubuntu Version geplant, die gleichzeitig für Desktop und Smartphone veröffentlicht werden soll, Tablets sollen dann sechs Monate später hinzukommen. Allein schon die Provider-Tests und Regulatorien würden es unmöglich machen, noch dieses Jahr ein solches Gerät zu veröffentlichen, so Shuttleworth.

Parnterschaften?

An sich ist derzeit noch fraglich, wer ein solches Ubuntu Phone / Tablet eigentlich auf den Markt bringen könnte. Bisher spricht der Softwarehersteller nur recht vage von Gesprächen hinter den Kulissen, und einem großen Chip-Lieferanten, Konkretes gibt es also noch nicht. Canonical stellt allerdings in Aussicht, dass es hier nach dem Mobile World Congress neue Infos geben könnte.

Werben

Um Partnerschaften wirbt der Softwarehersteller unter anderem mit dem Hinweis auf die leichte - und umfassende - Anpassbarkeit des Systems, wie sie von Hardwareproduzenten und Providern so gerne in Anspruch genommen wird. Gleichzeitig weiß natürlich Canonical von der begrenzten Popularität solcher Modifikationen unter den KonsumentInnen. Also bringt man die Überzeugung zum Ausdruck, dass die Partner sich lieber über eigene Services als über Änderungen am Ubuntu-Kern differenzieren werden. Ein frommer Wunsch, der wohl besser erst später an der Realität gemessen werden soll.

Finanzierung?

Eine vollständig offene Frage ist das Finanzierungsmodell von Ubuntu Phone / Tablet, also wie Canonical in Zukunft damit Einnahmen lukrieren will. Ein wirklich großes Problem ist das freilich nicht, immerhin hat Firmengründer Shuttleworth äußerst tiefe Taschen, mit denen er schon seit Jahren die Entwicklung der Desktop/Server-Linux-Distribution finanziert.

Ausprobieren

Wer Ubuntu Phone / Tablet trotz all der erwähnten Einschränkungen selbst ausprobieren will, findet dazu eine Anleitung im Ubuntu Wiki. Der offizielle Installationsweg geht von einem Ubuntu-Desktop-System, auf dem zunächst einige Low-Level-Tools aus der Android-Welt installiert werden. Ein eigenes Skript (phablet-flash) sorgt dann dafür, dass das aktuellste Image von den Canonical-Servern bezogen und per USB auf das angehängte Nexus transferiert wird. Wer will - und das nötige Wissen besitzt - kann sich das Image aber auch selbst besorgen und manuell installieren - etwa wenn keine Ubuntu-Desktop-Installation vorhanden ist.

Basis

Wer sich wundert, dass hier Android-Tools zum Einsatz kommen, und bisher auch ausschließlich Smartphones aus diesem Umfeld unterstützt werden: Das hat durchaus seine guten Gründe. So nutzt Ubuntu Phone zumindest in der aktuellen Implementierungsphase einen Android Kernel (genau genommen hat man sich hier beim Community-Android CyanogenMod bedient), womit man die nötigen Treiber quasi "gratis" dazu bekommt. Übrigens nicht die einzige Android-Prise bei Ubuntu Phone: Derzeit wird auch dessen Compositor "SurfaceFlinger" zur Darstellung genutzt.

Fazit

Es ist unübersehbar: Die aktuellen Testversionen von Ubuntu Phone / Tablet sind noch (sehr) weit von der Alltagstauglichkeit entfernt. Und doch muss man Canonical durchaus Respekt zollen: Die grundlegenden Konzepte, und vor allem die Kernoberfläche sind nicht nur gut durchdacht sondern auch optisch sehr ansprechend umgesetzt.  Andere Grundpfeiler wie die Kombination von Desktop und Smartphone in einem Gerät könnten zumindest potentiell interessant werden.

Herausforderung

Doch die Erstellung eines vielversprechenden Systems auf Linux-Basis ist - so absurd das klingen mag - ohnehin nur die kleinere Hürde für Canonical. Viel wichtiger wird es potentielle Partner von der Tauglichkeit der Konzepte, und vor allem den Vorteilen gegenüber anderen Systemen zu überzeugen. Und das wird nicht gerade einfach werden: Zwar betonen vor allem die Netzanbieter gern einmal den Wunsch nach einer Alternative zu iOS und Android, tun in dieser Hinsicht bis auf einzelne Ausnahmen aber recht wenig.

Konkurrenz

Doch selbst wenn die Netzbetreiber tatsächlich aktiver im Fördern von alternativen Systemen werden, ist der Weg für Canonical trotzdem kein leichter. Immerhin muss man sich dann auch noch gegen all die anderen, neuen und nicht ganz so neuen Systeme, die um diesen Markt buhlen, durchsetzen. Und von denen gibt es eine ganze Menge, manche davon mit erheblich größeren Finanzmitteln und Entwicklungsressourcen ausgestattet, allen voran Microsofts Windows Phone oder Blackberry 10. Und dann wären da natürlich noch die ganz neuen Systeme wie Firefox OS, der MeeGo-Nachfolger Sailfish OS oder das von Samsung und Intel vorangetriebene Tizen, die in der Entwicklung schon erheblich weiter sind als das mobile Ubuntu. Auf 7-8 Prozent Marktanteil im Smartphone-Bereich bis zum Jahr 2016 zu hoffen - wie es Shuttleworth unlängst getan hat - ist insofern zumindest "ambitioniert". (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 3.3.2013)

tl;dr: Ubuntu for Phones / Tablets kann mit durchaus interessanten Kernkonzepten aufwarten, von einer Alltagstauglichkeit ist man aber noch weit entfernt.