Die Pilgerstätte Kyaiktiyo alias "Goldener Felsen".

Foto: Ursula Schersch

Sule-Pagode in Rangun.

Foto: Ursula Schersch

Derzeit erlebt der Tourismus in Burma einen raschen und gewaltigen Aufschwung. Immer mehr Reisende entdecken das Land als Urlaubsdestination, die sich in ihrer Ursprünglichkeit noch stark von den Nachbarländern in Südostasien abhebt. Bis vor kurzem galt Burma nicht unbedingt als beliebtes Reiseziel, Grund dafür war vor allem die politische Situation. Der als Safran-Revolution bezeichnete Aufstand der Mӧnche gegen die herrschende Militärdiktatur im Jahr 2007 und der Hausarrest von Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die es ins Zentrum der westlichen Öffentlichkeit schafften, machten viele Medienkonsumenten auf die Politik im Land aufmerksam und hielten folglich viele Touristen davon ab, Burma zu bereisen.

Im Jahr 2010 hat sich trotz anhaltener Herrschaft der Militärdiktatur einiges im Land getan: Seit der Aufhebung des Hausarrests für Suu Kyi und der Zurücknahme des Tourismusboykotts für Indivdualreisende und kleine Reisegruppen sowie der Beteiligung von Suu Kyis Partei an den Wahlen geht es mit dem Tourismus steil bergauf. Seit kurzem wird die Hauptstadt Rangun neben rund 20 internationalen Airlines sogar von der Ferien-Fluglinie Condor - etwa von Deutschland aus - angeflogen. Asiatische Billigfluglinien wie Air Asia bieten günstige Flüge aus den umliegenden Staaten ins Land an, und eine fünfte innerstaatliche Fluglinie hat vor kurzem den Betrieb aufgenommen. Das Land scheint sich auf grӧßere Touristenmassen vorzubereiten.

Das wird auch beim Geld ersichtlich: Gab es für Touristen in Burma bisher keine Mӧglichkeit, an die einheimische Währung Kyat zu kommen, außer neue, makellose, knitter- und fleckenfreie US-Dollarscheine am dortigen Schwarzmarkt zu tauschen, gehӧrt dieses schweißtreibende Unterfangen bald der Vergangenheit an. Seit Jänner werden im ganzen Land Geldautomaten installiert, zudem dürfen Banken jetzt zum realen Kurs, der bei rund 850 Kyat für einen US-Dollar liegt, wechseln. Bisher war der offiziell Kurs bei 1:7 festgesetzt - und hätte Burma folglich für Touristen zum teuersten Reiseland der Welt gemacht. Die ersten Versuche, das Land einer breiteren Masse an Reisenden zugänglich zu machen, sind klar ersichtlich. Lediglich die Hotellerie hinkt etwas hinterher.

Bettenknappheit und hohe Preise

In der Hauptsaison zwischen Oktober und März, vor allem aber in den geschäftigsten Monaten Dezember und Jänner sind viele Unterkünfte ausgebucht. Ein Gutteil von ihnen verfügt über keine Mӧglichkeit vorzubuchen - Buchungsplattformen, Homepages und E-Mail-Adressen gehӧren bei Pensionen nicht unbedingt zur Standardausstattung. Bis vor kurzem war das auch kein Problem: Vor Ort fanden Reisende immer ein Quartier zu einem angemessenen Preis.

Seit mehr Touristen ins Land strӧmen, hat sich die Situation geändert. Unterkünfte sind ausgebucht und freie Zimmer häufig maßlos überteuert. Wer den Blick in die Reiseführer von 2012 wagt, muss die Preise für Unterkünfte verdoppeln, ja manchmal sogar verdreifachen, um auf dem aktuellen Stand zu sein. 30 Dollar für ein schlichtes Zimmer ohne Fenster, ohne Heißwasser, dafür mit schimmligem Bad sind mittlerweile eher der Standard als die Ausnahme. Vor allem die klassischen Touristenzentren wie Rangun, Bagan und Mandalay passen ihre Preise der hohen Nachfrage an. Das übliche Spiel aus Angebot und Nachfrage wird durch das staatliche Regulativ außer Kraft gesetzt, da Ausländer in Burma nur in vom Staat lizenzierten Unterkünften nächtigen dürfen. Die Erӧffnung neuer Unterkünfte gestaltet sich für burmesische Unternehmer oft schwierig, da die mit Kommissionen und undurchsichtigen Vergabepraxen Hand in Hand geht.

Urlaub gut vorplanen

Eine gute Vorbereitung des Burma-Urlaubs ist viel wert und erspart so manchen Ärger. Online-Reservierungsmӧglichkeiten - wenn vorhanden - zu nutzen macht sich bezahlt. Wer auf diesem Weg keine freien Zimmer ergattern kann, dem bleibt immer noch der Griff zum Telefon - am besten vor Ort. Meist ist das Personal in den Unterkünften sehr hilfsbereit, kennt in anderen Städten Pensionen oder Hotels und kann auch einmal weiterhelfen, wenn das Gegenüber am Telefon wider Erwarten doch nicht Englisch sprechen sollte.

Richtig reisen

Burma wird nach wie vor von einer Militärdiktatur regiert, der schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Somit liegt die Entscheidung bei den Reisenden selbst, ob sie das Land weiterhin boykottieren, um die Regierung nicht zu finanzieren, oder es bereisen, um auch die dortige Bevӧlkerung zu unterstützen und die langsame Öffnung des Landes hautnah mitzuerleben, die für die Bevӧlkerung den Beginn des Weges in eine bessere Zukunft bedeuten kӧnnte. Dazu sollten sich Reisende allerdings an einige Verhaltensregeln halten, um den Nutzen für die Bevӧlkerung zu maximiern und die Unterstützung der Regierung und somit die Finanzierung von Ungerechtigkeit so gering wie mӧglich zu halten. In den meisten Burma-Reiseführern sind Tipps zum verantwortungsbewussten Reisen enthalten, etwa zum Meiden staatlicher Unternehmen. Um einen verantwortungsvollen Tourismus in Burma mӧglich zu machen, sollten sich Reisende unbedingt an diese Verhaltensregeln halten. (Ursula Schersch, derStandard.at, 28.2.2013)