Von Tag zu Tag steigt die Unsicherheit über die Zusammensetzung von Fleischgerichten. Wobei man bei aller Sensationsgier einräumen muss: Es ist bei den in den vergangenen Tagen gefundenen falsch deklarierten Fleischproben kein verdorbenes Gammelfleisch gefunden worden, kein Beleg für Gesundheitsgefährdung.

Aber ein Beleg dafür, dass in der Lebensmittelindustrie massiver Unterschleif an der Tagesordnung sein dürfte. All die detaillierten Inhaltsangaben, die sich im Kleingedruckten der Etiketten finden, sind offenbar nicht verlässlich.

Die Politiker, beeindruckt von den Schreckensmeldungen, suchen nach rascher Abhilfe. Und sie bieten mehr von dem, was schon bisher nicht funktioniert hat. So nach dem (durchaus ausgesprochenen) Motto: Wenn was in der Wurst ist, das nicht hineingehört, hat die Kontrolle versagt.

Ja, die hat auch versagt. Aber die Schuld liegt eben nicht nur in den Kontrollsystemen - sie liegt am System der billigen Produktion, an der (durchaus von der Politik genährten) Illusion, dass man hervorragendes Essen jederzeit um wenig Geld bekommen könnte. Die Verarbeiter und der Handel reagieren entsprechend, setzen Produzenten (wie man die Bauern heute nennt) und Lieferanten unter Druck. Als ob es egal wäre, was wir essen. Dieses System gehörte geknackt. Aber wer will das bezahlen? (Conrad Seidl, DER STANDARD, 25.2.2013)