Unmittelbar vor dem EU-Ukraine-Gipfel ist in Kiew offenbar die komplette Auflage einer Wochenzeitschrift mit scharfer Kritik an Präsident Viktor Janukowitsch aus den Kiosken verschwunden. Das Magazin "Fokus" wirft dem Staatschef vor, in seiner bisher dreijährigen Amtszeit umgerechnet 100 Millionen Euro für Transport und Renovierung von Residenzen verschwendet zu haben. Dazu zähle etwa ein Hubschrauberlandeplatz für 29 Millionen Euro. Die Ex-Sowjetrepublik ist finanziell stark angeschlagen.

"Fokus" war am Montag in der Hauptstadt Kiew nicht mehr zu erhalten. Kioskbesitzer berichteten der Nachrichtenagentur dpa, alle Exemplare der am Freitag erschienenen Ausgabe seien aufgekauft worden - offenbar von Staatsbeamten. Chefredakteurin Jana Moissejenkowa kündigte an, dass die Ausgabe nun im Internet zum Download angeboten werden solle. Der Verlag müsse Auskunft geben, ob die Hefte "aufgekauft, aufgegessen oder verbrannt" worden seien.

Der Ukraine, die 2013 den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) innehat, wird immer wieder Zensur vorgeworfen. In einer Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen zur Pressefreiheit rutschte der zweitgrößte Flächenstaat Europas zwischen 2009 und 2012 vom 89. auf den 116. Rang ab. (APA, 25.2.2013)