296 Seiten stark ist die Studie von Kommunikationswissenschafter Hannes Haas zur Verbesserung der Presseförderung.

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Wien – 296 Seiten schickte Kommunikationswissenschafter Hannes Haas Ende November an den Ballhausplatz: Nun hat das Kanzleramt die Studie online gestellt, wie die Presseförderung zu verbessern wäre. Mit einer Reform vor der Nationalratswahl sei eher nicht zu rechnen.

Die heutige Förderung sieht Haas "in hohem Maße den richtigen Zeitungen zugute kommen" – solche mit "qualitativ ansprechendem Journalismus". Als Ausnahme nennt die Studie die "Kärntner Tageszeitung", die "trotz sehr hoher Fördersumme" bei Qualität und Vielfalt "sehr schlechte Werte erreicht". Haas schließt aus diesem Negativbeispiel, "weniger strukturelle Kriterien" sollten beim Fördern im Vordergrund stehen, "sondern verstärkt inhaltliche Faktoren" und strukturelle Kriterien, die auf "Qualitätssteigerungen der journalistischen Arbeit" hinwirken.

"Media-Fit"-Programm

Haas hat Branchenvertreter befragt und Daten wie Literatur studiert. Er rät, "journalistisch hochwertige Berichterstattung" zu fördern, gemessen etwa an Recherche, aber auch an medienethischen Kriterien wie Presserat, Redaktionsstatut, Aus- und Weiterbildung von Journalisten.

Sinnvoll wäre, auch "qualitativ hochwertige" Onlinemedien zu fördern. Aber "reine Umverteilung der Fördergelder" stoße auf "gewisse Skepsis". Genau dieser Befund führe auch vor Augen, dass es nicht ausreicht, vor allem auf Titelvielfalt zu setzen, hält Haas fest. Eine Perspektive, "die inhaltliche Vielfalt dann unterstellt, wenn entsprechend viele Titel vorhanden sind, wird den Förderzielen nicht gerecht". Es gebe keine "Garantie dafür, dass die Vielzahl unabhängiger Wettbewerber zwingend Vielfalt nach sich zieht".

Der Zeitungsverband sieht sich in seiner Forderung bestätigt, die Presseförderung von 10,8 auf 50 Millionen aufzustocken. "Realistisch und sinnvoll", zitiert er Haas. Der schreibt von 15 bis 20 Millionen Presseförderung; und ergänzend für drei bis vier Jahre ein "Media-Fit-Paket" zur Unterstützung des medialen Strukturwandels: 20 bis 30 Millionen Euro jährlich für Aus- und Weiterbildung, für Onlinemedien, für kostenlose Zeitungsabos für Jugendliche, für einen Recherchefonds, App-Entwicklung.

Presseförderung verhältnismäßig niedrig

Haas setzt direkte und indirekte Presseförderung (etwa günstigere Posttarife), aber ohne öffentliche Inserate, ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Ergebnis: Österreich förderte 2008 deutlich weniger als Deutschland, die Schweiz und Portugal mit fast doppelt so hohen BIP-Anteilen. Großbritannien und Belgien kommen auf den dreifachen Wert, Schweden und Finnland auf das Vierfache, Norwegen, Frankreich und Italien auf rund den sechsfachen Wert.

Die Studie schlägt Reformvarianten vor. Etwa die Vertriebsförderung "mit der Gießkanne" "kritisch zu hinterfragen" oder diese Mittel in Qualitäts- und Vielfaltsförderung umzuleiten. Das Modell einer "Journalismusförderung" ginge weit – sie würde generell an Qualitätskriterien, Redaktionen und journalistische Arbeitsbedingungen gebunden. "Dringend" rät Haas davon ab, die Presseförderung zu streichen. (fid/APA, DER STANDARD, 26.2.2013)