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Französische Soldaten vor einem zerstörten Maschinengewehr-Pick-up der Islamisten in Nordmali: hartnäckige Gerüchte über logistische Hilfe Katars für die Rebellen.

Foto: AP/Delay

Das kleine Emirat Katar am Persischen Golf investiert seit Jahren massiv in Frankreichs Wirtschaft und Sport.

In Sachen Shopping hält es Prinzessin Mozah wie so viele reiche Orientalinnen: Sie kauft am liebsten auf den Champs-Élysées ein. Deshalb, so heißt es, kauft ihr Gatte Hamad bin Khalifa Al Thani, der Scheich von Katar, das halbe Viertel um die Pariser Prachtmeile auf. Dort besitzt er heute ganze Geschäftsgalerien und Gebäude mit insgesamt 35.000 Quadratmeter Nutzfläche. Dazu kommen Hotels, Stadtvillen und Paläste. Derzeit verhandelt der 61-jährige Emir über den Kauf des bekannten Kaufhauses Le Printemps für knapp zwei Milliarden Euro. Weil seine zweite und schönste Frau dort gerne einkaufen geht?

Es ist wie in Tausendundeiner Nacht. Seitdem Scheikha Mozah auch die Schönheit der Côte d'Azur entdeckt hat, besitzt sie in Nizza und Monaco plötzlich die schönsten Paläste. In Cannes steigt sie im Hotel Carlton, das jedem Besucher des dortigen Filmfestivals ein Begriff ist, neuerdings unentgeltlich ab. Denn es gehört nun auch den Al Thanis.

Die Herrscherfamilie von Katar liebt Frankreich. Und umgekehrt: Katarer zahlen in Frankreich weder Immobiliengewinn- noch Vermögenssteuern. Das hatte ihnen 2008 der damalige Präsident Nicolas Sarkozy eingerichtet. Später öffnete Sarkozy den Al Thanis die Tür zur Pariser Sport- und Medienbranche. Über seinen französischen Ableger BeIn hat der katarische Sender Al-Jazira für 90 Millionen Euro die Übertragungsrechte der französischen Fußballmeisterschaft gekauft. Auch der führende Klub Paris-Saint-Germain gehört Katar. Dass David Beckham am Sonntag bei PSG seinen ersten Auftritt feiern konnte, verdankt das Pariser Publikum den Scheichs aus Doha (wo 2022 die Fußball-WM stattfinden soll.

Die Qatar Investment Authority ist an Frankreichs größten Konzernen beteiligt, so an Vivendi, Veolia oder Lagardère – einem Hintereingang zum europäischen Luftfahrtriesen EADS. Und natürlich am Luxusgüterkonzern LVMH, dessen Hauptgeschäft Louis Vuitton an den Champs-Élysées Prinzessin Mozah so gerne besucht.

Am französischen Energiekonzern Total hält Katar drei Prozent. Dafür ist Total zusammen mit den französischen Konzernen EDF, Air Liquide und GDF Suez an den Gasfeldern des Emirats beteiligt. Und Frankreich ist Katars mit Abstand wichtigster Waffenlieferant. Katar investiert in Frankreich allerdings auch in die Elendsvorstädte. Allein 2012 versprach Al Thani 50 Millionen Euro für die Banlieue in Paris und Lyon. Manche runzelten erstmals die Stirn: Ob das Geld wirklich der Renovierung defekter Lifte und nicht dem Bau "radikaler" Moscheen diene? Die Al Thanis sind schließlich wie die Saudis Wahhabiten.

Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem zerstreute solche Befürchtungen: "Wir haben allen Grund, uns über Länder zu freuen, die Geld haben und bei uns investieren." Der neue Präsident François Hollande empfing Katars Premier Hamad bin Jassim Al Thani, einen Cousin des Emirs, im Élysée noch vor der deutschen Kanzlerin Angela Merkel.

Indizien für Doppelspiel

Dicke Freunde sind sie allerdings noch nicht geworden. Und das hat seinen Grund wohl auch in der ambivalenten Haltung Katars zum Arabischen Frühling. Auf Drängen Sarkozys hatte Emir Al Thani die Libyen-Intervention gegen Muammar Gaddafi mit Waffen und Mirage-Flugzeugen unterstützt. Heute aber mehren sich die Indizien für ein Doppelspiel.

Die Zeitschrift Jeune Afrique berichtete jüngst, dass Katarer und Saudis die Salafisten in Tunis wie auch in Kairo finanziell unterstützten. Zudem halten sich hartnäckig Gerüchte, Katar leiste auch den Islamisten in Nordmali logistische Hilfe – also genau jenen Kräften, gegen die Frankreich Krieg führt. In einer Parlamentsdebatte fragte die kommunistische Senatorin Michelle Demes sine: "Wer finanziert diese Gruppen in Mali, wenn nicht Katar?"

Laut Geheimdienstquellen in Paris wurden bei den Islamisten auch französische Rüstungsgüter gefunden, die nicht nur aus Libyen, sondern auch aus Katar stammen sollen. Frankreichs Regierung schweigt dazu geflissentlich. (Stefan Brändle aus Paris /DER STANDARD, 26.2.2013)