"Thema" zum Kampusch-Film hier zum Nachsehen: tvthek.orf.at.

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"Es kam zwischenzeitlich auf, dass das alles ganz leicht für mich gewesen sein soll, aber nachdem dieselben Leute, die das behauptet haben, diesen Film gesehen haben, sagen sie das sicherlich nicht mehr." Natascha Kampusch will Genugtuung. Ihre Entscheidung, sich mit dem Film "3096 Tage" erneut an die Öffentlichkeit zu wenden, ist zu respektieren.

Hoffentlich ist nun Ruhe im Boulevard, der die ganze Zeit danach gierte, endlich intime Details ausbreiten zu können. Die sind nun da. Das pervertierte Interesse am Schicksal eines Opfers müsste befriedigt sein.

Man mag Natascha Kampusch vorwerfen, dass es ein Fehler war und ist, das Trauma der eigenen Gefangenschaft und jahrelanger Folter auch über die Öffentlichkeit abzuarbeiten. Aber Verständnis könnte man dafür aufbringen. Sie, die so lange unter Verschluss gehalten wurde und einen Willen zum Überleben in widrigsten Umständen entwickelte, will nun gesehen werden. Grenzen zwischen Freiwilligkeit und Zwang verschwimmen in so einem Kontext zwangsläufig.

Christoph Feurstein erwies sich in "Thema" wieder einmal als verlässlicher Ersttransporteur von Details über das "begehrteste Gesicht der Welt", die sich nun verselbstständigen können. Zu sehen war außerdem eine Chronologie ohne Newswert, einzig zum Zweck, die schockierenden Bilder noch einmal zu zeigen: Kampusch mit blauer Decke über dem Kopf, Kampuschs Gefängnis, Kampuschs erstes Interview. Oder gibt es jemanden, der die Geschichte von Entführung und Befreiung vergessen hat?

Ob sie es bereue, jemals an die Öffentlichkeit getreten zu sein, fragte Feurstein. Sie hatte keine großartige Wahl, sagte Kampusch. Jetzt hat sie. (Doris Priesching, DER STANDARD, 27.2.2013)