Hatte ständig Lieder im Kopf: Georg Kreisler in einer historischen Aufnahme in der Arte-Doku.

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25-mal hat er seinen Wohnort gewechsel. Der vertriebene Jude Georg Kreisler sagte von sich: "Zu Hause bin ich nur in der deutschen Sprache." Wie gut er sich's dort eingerichtet hat, zeigt der Film "Georg Kreisler gibt es gar nicht" am Mittwoch auf Arte um 22.10 Uhr.

Die titelgebende Aussage stammt von Hans Weigel: "Georg Kreisler, das ist eine Kunstfigur, eine Erfindung Georg Kreislers." Es gab ihn doch: Am 18. Juli wäre der im November 2011 verstorbene Georg Kreisler 90 Jahre alt geworden.

Grimme-Preisträger Dominik Wessely (24h Berlin), der sich in der Doku selbst als Kreisler-Bewunderer bezeichnet, wollte das Porträt seines Idols noch zu Lebzeiten  machen, doch der Tod des Dichters und Liederpoeten kam ihm zuvor, und deshalb wurde es ein Film über Georg Kreisler – aber ohne ihn. Sein ganzes Werk sei eine "Verhüllung dessen, dass es eigentlich ganz furchtbar ist auf der Welt", sagt Schriftstellerin Eva Menasse über Kreisler.

Ebenfalls zu Wort kommt die Witwe Barbara Kreisler-Peters sowie Daniel Kehlmann, der Lebenslauf und Œuvre analysiert, und Liedermacher Konstantin Wecker, der die bitterbösen Chansons am Klavier anstimmt. Mehr als hundert komponierte Kreisler, der von sich sagte, er habe ständig Lieder im Kopf.

Eine feine Auswahl kommt hier liebevoll eingebettet zur Aufführung. Arte macht aus der Hommage ein Kunstprojekt mit dem Web: Studierende und Absolventen deutscher Filmhochschulen haben 15 Lieder von Georg Kreisler verfilmt. Sie sind in der Dokumentation zu sehen und auf arte.tv abrufbar. (prie, DER STANDARD, 27.2.2013)