
Klebestreifen sichern die Bohrstelle in der styroporgedämmten Decke.
Wien – Es klingt ernst, was der Technikdirektor des ORF Dienstag als interne Mitteilung verschickte: "Höchste Dringlichkeit" verlangt er in fettgedruckten Lettern, um Mitarbeiter im zentralen Maschinenraum (ZMR) vor Asbest zu schützen.
Die Mitteilung Michael Götzhabers liegt dem STANDARDvor. Nach Infos aus dem ORF wurde die verseuchte Decke über diesem Raum bei vollem Betrieb zur Untersuchung angebohrt.
Ausfälle binnen Stunden
Zwei knallblaue Klebestreifen sichern derzeit die Bohrstelle in der styroporgedämmten Decke, jedenfalls nach einem Foto, das dem STANDARD zur Illustration der Lage zugespielt wurde.
Bis zu 20 Mitarbeiter arbeiten nach diesen Informationen in diesem Maschinenraum. Entsprechend besorgte "Anfragen" gab es laut Technikdirektor Michael Götzhaber an seine Direktion.
Aber Götzhaber konstatiert nach "Analyse der Bereichsverantwortlichen": "Eine Räumung des ZMR hätte schon nach wenigen Stunden Ausfälle auf Sendung zur Folge, da (...) zwei Systeme für zeitnahe Sendungsbereitstellung dort angesiedelt sind."
Götzhaber in der mit Dienstag datierten Mitteilung: "Es wird daher mit höchster Dringlichkeit die Errichtung einer staubdichten Zwischendecke im ZMR gefordert, um zunächst den Betrieb abzusichern."
Seit 1990 bekannt
Neu ist das Asbestproblem in der Zwischendecke nicht: Die Belastung sei "bereits 1990 kenntlich gemacht" worden. Der Sanierungsbedarf sei "schon damals eindeutig festgehalten" worden, schreibt Götzhaber: "Ausdrücklich gab es den Zusatz, dass bei baulichen Maßnahmen oberhalb des ZMR umfangreiche Schutzmaßnahmen zu treffen sind." Die Besorgnis über die aktuelle Bohrung und die Klebestreifen wirken nicht so. Laut einem Gutachten ist die Sanierung bei Betrieb möglich, schreibt Götzhaber - bei "Staubschutz, Unterdruck".
"Es ist seit Beginn der Sanierungsarbeiten bekannt, dass in einzelnen Bereichen Asbest-Ablagerungen bestehen", heißt es dazu aus dem ORF, "diese werden im Zuge der Baumaßnahmen saniert. Dabei handelt es sich um einen Routinevorgang. Es bestand und besteht zu keinem Zeitpunkt eine Gesundheitsgefährdung für Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter."
Kommende Woche präsentiert der ORF den Stiftungsräten wieder den Stand der Sanierung. Die Räte gaben vor, auch eine künftige Zentrale auf dem Küniglberg zu planen. Platz für einen zentralen Newsroom und womöglich auch Asbest könnten St. Marx, ORF-Wunschstandort des roten Wien, wieder ins Rennen bringen. (fid, DER STANDARD, 28.2.2013)