1.998 Euro brutto. So hoch liegt die Einkommensgrenze für jene Akademiker, die aus Drittstaaten kommen und nach ihrem Studium in Österreich bleiben wollen. Auf ein erfolgreich absolviertes Studium, das zum Teil aus Steuermitteln finanziert wurde, muss bei geringerem Einkommen in einem Anstellungsverhältnis die Ausreise folgen, wie ein nun bekanntgewordener Fall zeigt. Erst wenn sie diese Grenze erreichen, können Sie um die Rot-Weiß-Rot-Card ansuchen.

1.998 Euro brutto, das macht derzeit nach Steuern und Sozialversicherung ein Nettogehalt von 1.409,60 Euro. Damit wird man nicht reich, doch viele Österreicherinnen und Österreicher verdienen weniger - auch Akademiker und gerade Jungakademiker. Österreich sollte aber von jenen, die nach ihrem Studium im Land bleiben wollen, nicht mehr verlangen als von den eigenen Bürgern. Dass das Sozialministerium in der Frage der Rot-Weiß-Rot-Card keinen Handlungsbedarf sieht, verkennt auch die Einkommenssituation von vielen Jungakademikern.

Nach einem Studium ein einziges (!) Anstellungsverhältnis zu finden, das diesen Lohn ergibt, ist für viele eine Herausforderung - welche Herkunft man ihnen auch attestiert. Der Zweit- oder Drittjob, besser gesagt die Patchwork-Existenz aus viele kleinen Tätigkeiten, ist für viele Studierende Alltag. Aus wirtschaftlichen Gründen, um über die Runden zu kommen oder um Erfahrung für einen angemessenen Job erst zu sammeln. Wenn man eine Karriere in Wissenschaft oder Privatwirtschaft so beginnt, dass sie neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch den persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten entspricht, kann das Bruttogehalt deutlich unter jenen 1.998 Euro liegen.

Dass der Bachelor dabei nicht als akademischer Abschluss gewertet wird, zeugt von der Missachtung dieses akademischen Grades durch den Staat. Mit der Rot-Weiß-Rot-Card - seit Juli 2011 in Kraft - sollten bis zu 8.000 qualifizierte Zuwanderer angeworben werden, im vergangenen Jahr waren es lediglich rund 1.500. Und von jenen 1.284 Nicht-EU-Bürgern, die im vergangenen Jahr ein Studium abgeschlossen haben, blieben gerade einmal zwölf Prozent. In anderen Ländern liegt diese Zahl bedeutend höher. Die derzeitige Regelung vertreibt Akademiker, anstatt sie anzulocken. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 28.2.2013)