Bild nicht mehr verfügbar.

115.000 in Vereinen gemeldete Eisstocksportler gibt es hierzulande.

Foto: APA/ Andreas Gebert

Wien - Dass die Wabbler auch Wappler sind, kann man so definitiv nicht sagen. Erst recht nicht beim Eisstockschießen. "Es gibt Sportler, die die Wabbel-Technik bewusst einsetzen", sagt Baldur Brandt, der Jugendfachwart vom Bund Österreichischer Eis- und Stocksportler (BÖE).

Wappler sind nur diejenigen Schützen, die ihren Stock unkontrolliert wabbeln lassen, also nicht richtig auf dem Eis aufsetzen, um ihn dahingleiten zu lassen. Wer diese taktische Finesse aber beherrscht, der kann sich um einen bereits im Zielfeld platzierten Stock herumwabbeln und ihn mit Kreiselbewegungen näher am Zielobjekt, der Daube, platzieren. Nicht zuletzt beim Wabbeln trennt sich im Eisstocksport also die Spreu vom Weizen.

Eisstockschießen ist vor allem im ländlichen Raum äußerst populär. Mit aktuell 115.000 in Vereinen registrierten Sportlern ist der BÖE hinter Fußball (502.000), Tennis (174.000) und Skilauf (147.000) der viertstärkste Sportverband in Österreich. Nach der Anzahl der Vereine muss sich Eisstockschießen überhaupt nur Fußball geschlagen geben. In der Steiermark, einer der Hochburgen des Stocksports, gibt es mehr Vereine als Gemeinden - und das noch vor den geplanten Fusionen, die in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.

Brat'l, Hendl, Knödel, Kraut und Schnaps

Beliebt sind die sogenannten Knödlschießen: Die Gewinnermannschaft wird von den Wapplern auf ein zünftiges Schweinsbrat'l oder ein Backhendl eingeladen. Als zusätzliche Strafe bekommen die Verlierer auch noch kleinere Portionen Knödel und Sauerkraut. Die beiden Moare, das sind die Teamkapitäne, sind für eine Schnapsrunde zuständig.

Auch wenn Eisstockschießen ein Amateursport ist, wird es bei der aktuellen Europameisterschaft der Nachwuchsklassen U16, U19 und U23, die heute, Freitag, und noch bis Samstag in der Wiener Albert-Schultz-Eishalle 3 läuft, keine Schnapserln geben. "Es gibt kein Verbot", sagt Jugendfachwart Brandt. "Aber es gibt ein Gebot." Außerdem verträgt sich Alkohol nicht mit dem Stocksport, der von den Athleten Konzentration, Präzision, Athletik und Technik verlangt. "Wer vorne mitmischen will, muss acht bis zehn Stunden pro Woche für den Sport investieren", sagt Brandt. "Außerdem finden in 36 bis 40 Wochen im Jahr Bewerbe statt."

Dominanz

Österreich ist im Stocksport, der auf Eis und Asphalt ganzjährig ausgeübt werden kann, eine Macht. Bei der WM 2012 im bayerischen Waldkraiburg gewannen die heimischen Athleten acht von zehn Medaillenentscheidungen. Bei der Nachwuchs-EM in Wien mischen 120 Aktive aus neun Nationen mit. Und auch da zählen die Österreicher zu den großen Titelfavoriten.

Stolz ist der 46-jährige Brandt, dass es auch ein Athlet aus Wien in den U19-Nachwuchskader geschafft hat - sozusagen aus einer Ziel-1-Region im Stocksport. "Das ist zum ersten Mal seit 30 Jahren der Fall." Das Talent heißt Richard und ist Brandts Sohn.

Medaillen werden im Mannschaftsspiel und im Zielwettbewerb (Einzel) vergeben. Die klassische Disziplin auf der 30 Meter langen Bahn ist der Teamwettkampf: Es gilt, die Stöcke des eigenen Teams am nächsten zur Daube, einem Gummiring mit zwölf Zentimeter Durchmesser, zu platzieren. Dafür dürfen auch die Stöcke des Gegners aus dem drei mal sechs Meter großen Zielfeld geschossen werden.

Der Weitensport wird meist auf zugefrorenen Seen ausgeübt. Den aktuellen Weltrekord hält der Deutsche Manfred Zieglgruber mit 566,53 Metern. Der Salzburger Bernhard Patschg holte sich Anfang Februar bei der EM im steirischen Stanz Bronze, mit dem Team gewann er Silber.

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck war Eisstockschießen zuletzt ein Demonstrationsbewerb. In den Haupt-Event schaffte es der Sport noch nicht - im Gegensatz zum verwandten Curling. Da wird übrigens nicht gewabbelt, sondern gekehrt. (David Krutzler, DER STANDARD, 1.3.2013)