Gehaltsvorstellungen junger IT-Absolventen überfordern die KMUs, die mit internationalen Konzernen nicht mithalten können

 

Foto: http://www.sxc.hu/profile/hoboton

Der Fachkräftemangel im IT-Sektor könnte sich in den nächsten Jahren verschärfen, falls es nicht gelingen sollte, Absolventen und ältere Mitarbeiter zu halten und den Frauenanteil zu erhöhen. Den Wünschen der Bewerber müsse man ebenfalls entgegenkommen, hieß es bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community in Wien am Donnerstag.

"Irreale Annahme"

Ein richtiger Fachkräftemangel stehe der IT erst bevor, sagte Helmut Dormayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. Jährlich kommen laut einer Aussendung 10.000 IT-Absolventen auf den Arbeitsmarkt, womit zwar die Nachfrage abgedeckt werden könne, allerdings nur unter der "völlig irrealen Annahme, dass alle Absolventen einer IT-Ausbildung auch als IT-Fachkraft arbeiten würden und wollten", so Dornmayr.

Quereinstieg kaum möglich

Entscheidend für die Zukunft sei die Erhöhung des Frauenanteils, das Halten älterer Fachkräfte und die Motivation junger IT-Absolventen. Da es auch in anderen Branchen an Fachkräften mangelt, könnten IT-Absolventen auch in andere Bereiche abwandern, so Dornmayr.

Zugleich sei die IT mittlerweile so komplex, dass Quereinsteigen kaum möglich sei, sagte Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung und IT in der Wirtschaftskammer. Das sei ein Grund, warum viele bereits während des Studiums angeworben werden.

Employer Branding

Für die meisten Bewerber seien Unternehmenskultur, Image und Karrieremöglichkeiten weitaus wichtiger als Arbeitsplatzsicherheit. Employer Branding spiele in der Rekrutierung eine immer wichtigere Rolle. Bewerber seien ehrlicher geworden und sagten, was sie wollen.

Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei vielen sehr wichtig. Deshalb fragen laut dem TU-Professor Christoph Mecklenbräuker einige bei Gesprächen auch konkret nach, was das Unternehmen ihnen bieten kann. Flexibilität und mobile Angebote seien sehr gefragt.

Hohe Gehaltsvorstellungen

Mit den Gehaltsvorstellungen seien besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) überfordert, sagte Karin Krizek vom Software-Unternehmen Navax. Mit den Gehältern internationaler Unternehmen könne sie nicht mithalten, weshalb es ihr Ansatz sei, das Unternehmen dem Bewerber so attraktiv wie möglich zu machen. (red, derStandard.at, 1.3.2013)