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Scharfe Tabakgesetze schlagen sich den den Zahlen der Herz-Kreislauferkrankungen nieder.

Foto: APA/Stephan Jansen

Saalfelden/Berlin - Von weltweit 53 Millionen Todesfällen im Jahr 2010 waren 15,6 Millionen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Erst danach folgte Krebs mit circa acht Millionen Opfern. In den westlichen Industriestaaten geht die Häufigkeit der Erkrankungen des Kreislaufsystems jedoch zurück. Grund dafür sind auch schärfere Tabak-Gesetze, erklärte Sonntagabend der Salzburger Kardiologe Jochen Schuler bei der 46. Wissenschaftlichen Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer in Saalfelden (bis 8. März) mit rund 500 Teilnehmern.

"In Europa und den USA ist die Herzinfarkt-Rate im Sinken begriffen. In den vergangenen zehn Jahren ging sie um 16 bis 18 Prozent zurück. Der Rückgang der Herzinfarkt-Sterblichkeit betrug mehr als 70 Prozent", sagte Schuler.

Aufholbedarf in Österreich

Laut einer aktuellen Analyse der EU hat Österreich hier im Vergleich zu den meisten anderen Mitgliedsländern Aufholbedarf, was die Tabak-Gesetzgebung und den Schutz der Nichtraucher betrifft. Bereits vor Jahren wurde in Italien nachgewiesen, dass die dort eingeführten rigorosen Rauchverbote in Lokalen und der Öffentlichkeit binnen kurzer Zeit zu einem Rückgang der Infarktraten bei bis zu 65-Jährigen um mehr als elf Prozent führte.

Ähnliches spielt sich - bei nicht so strengen Gesetzen - in Deutschland ab. Der Kardiologe: "In Deutschland wurde vor vier Jahren der Nichtraucherschutz verstärkt. Seither hat die Zahl der Spitalsaufnahmen wegen akuten Infarkten um 13 Prozent nachgegeben."

Nichtrauchen und regelmäßige körperliche Bewegung seien mindestens genauso wichtig in Prävention und Behandlung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die modernsten medizinischen Verfahren oder Arzneimittel, erklärte der Experte: "Lebensstilmedizin ist laut wissenschaftlichen Studien zum Teil viel effektiver als jeder Stent (Gefäßstütze, Anm. Red.)."

Medizinischer Fortschritt

Ein Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist dem tödlichen Quartett zu verdanken. Abdominelle Fettleibigkeit, Diabetes, Hypertonie und erhöhte Blutfette zählen dazu. Zwar leiden immer mehr Menschen unter diesem sogenannten Metabolischen Syndrom, dem Fortschritt der Medizin ist es jedoch zu verdanken, dass die Behandlungsmöglichkeiten vielfältiger und besser geworden sind. Bei sofortiger Intervention ist ein Herzinfarkt heute kein Todesurteil mehr. 

Verlaufskontrollen, Lebensstil-Modifikation und Management von Risikofaktoren sind entscheidend für die Prognose und stehen heute im Mittelpunkt der Bemühungen der Medizin.

Trotzdem bleiben koronare Herzerkrankungen ein präsentes Problem. Schuler: "Bei 65-jährigen Männern beträgt die Häufigkeit einer koronaren Herzerkrankung acht Prozent, das Neuauftreten pro Jahr zwei Prozent. Bei Frauen sind es fünf bzw. 1,5 Prozent." In der Gruppe der 80- bis 85-Jährigen liegt die Häufigkeit solcher Leiden unter den Männern bereits bei 20 Prozent, unter den Frauen bei 15 Prozent. (APA/red, derStandard.at, 4.3.2013)