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Wien/Wals/Madrid - Alpine-Betriebsratschef Hermann Haneder ist über die Einigung auf einen Schuldennachlass für den Baukonzern erleichtert. In den vergangenen Wochen, als die Verhandlungen mit den Gläubigern auf Hochtouren liefen, sei die Unsicherheit auf den Baustellen groß gewesen. "Die Angst war ein Wahnsinn", meinte Hander am Montag. Ob die am Sonntag in buchstäblich letzter Minute ausverhandelte Lösung mit Bund und Banken einer Rettung gleichkomme, vermochte er allerdings nicht zu sagen.

"Da bin ich ein bisschen vorsichtig", so Haneder, auch Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dennoch ist er über den Ausgang der Verhandlungen "sehr dankbar". Formell unter Dach und Fach gebracht werden soll die Restrukturierungsvereinbarung in den nächsten Tagen.

Hätte es am Sonntag keine Einigung gegeben, wäre der Konzern Verhandlungskreisen zufolge de facto heute, Montag, zahlungsunfähig gewesen, ein Stillhalteabkommen der Gläubigerbanken war in der Nacht auf Freitag ausgelaufen. Im Falle einer Insolvenz stünden nicht nur die Jobs der weltweit 15.000 Alpine-Mitarbeiter auf dem Spiel, sondern auch die rund 1.300 Zulieferfirmen der Alpine "hätten ein Problem gekriegt", so der Betriebsratschef. "Der volkswirtschaftliche Schaden ist abgewendet."

Lob

Lob gab es vom AK-Präsidenten sowohl für die Banken, die an einer "ernsthaften Rettung" der Alpine interessiert seien, als auch für die heimische Politik - "Minister Hundstorfer (Rudolf, SPÖ) hat sich da voll reingehauen". Aber auch die Mehrheitseigentümerin des spanischen Alpine-Mutterkonzerns FCC, Esther Koplowitz, "hat Dampf gemacht, dass da was weitergeht", erzählte Haneder. Er habe zu Koplowitz einen guten Draht. "Ich denke, sie hört mir auch zu."

Mit dem Schuldennachlass der Banken im Ausmaß von 30 Prozent - die Bankverbindlichkeiten belaufen sich auf rund 600 Mio. Euro - ist es aber lange noch nicht getan. Das Sanierungskonzept der Alpine sieht vor, dass der Konzern 2015 wieder schwarze Zahlen schreibt. Um dies zu erreichen, muss die spanische Mutter Geld einschießen, weiters müssen Tochterfirmen verkauft werden. Die Bauleistung des Konzerns soll bis dahin laut Unternehmenschef Josef Schultheis von zuletzt 3,5 Mrd. auf 2 Mrd. Euro schrumpfen, die Zahl der Mitarbeiter von 15.000 auf 9.000 bis 10.000 Personen zurückgehen.

Wohl auch in Österreich, wo der Konzern derzeit rund 7.500 Menschen beschäftigt, wird der ein oder andere gehen müssen. Für Haneder gilt noch das Prinzip Hoffnung. Auf die Frage, ob die österreichischen Alpine-Arbeiter um ihren Job zittern müssen, sagte er: "Das glaube ich nicht."

Rückzug im Ausland

Im Ausland hingegen sei "ganz klar Rückzug angesagt", stellte der AK-NÖ-Präsident klar. Natürlich müsse man noch die bestehenden Baustellen abwickeln. Die aggressive Expansion der Alpine in Osteuropa, mit der sich der Konzern letztendlich finanziell verhoben hat, sei "eine Katastrophe" gewesen, meint Haneder. "Da haben wir uns nur Schulden eingeheimst." Außerdem seien die Geschäftspartner im Ausland "nicht immer ehrlich" gewesen. In Österreich hingegen sieht der Betriebsrat "derzeit kein Problem. Da haben wir genug Arbeit."

Die Gläubigerbanken der Alpine und der Bund, der über millionenschwere Kredithaftungen involviert ist, haben sich am Sonntagabend nach einem tagelangen Verhandlungsmarathon auf eine Lösung geeinigt. Die Banken stimmten dem im Sanierungskonzept vorgesehenen Schuldennachlass von 30 Prozent zu und schlucken zusätzlich 45 Mio. Euro - jene Summe, die sie als Beitrag vom Bund gefordert hätten.

Die Republik haftet nach dem Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz (ULSG) für zwei Konsortialkredite in Höhe von 300 Mio. Euro zu 50 Prozent, hängt also mit rund 150 Mio. Euro drin, die im Falle einer Pleite schlagend würden. Diese Haftungen bleiben aufrecht, wurde am Sonntag ausverhandelt. Dem Vernehmen nach laufen diese aber in einigen Monaten aus, an eine Verlängerung ist der Bund freilich nicht interessiert.

Zusätzliches (Steuer-)Geld, also 45 Mio. Euro, wollte die Finanzprokuratur, die Anwältin der Republik, aber nicht herausrücken. Finanzprokuratur-Chef Wolfgang Peschorn beharrte darauf, dass ein Verzicht aus EU-beihilferechtlichen Gründen sowie auch nach dem österreichischen ULSG nur bei Zahlungsunfähigkeit, Zahlungsverzug oder im Insolvenzfall möglich sei. (APA, 4.3.2013)