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Nach dem Nachlass durch die Banken beginnt erst die eigentliche Sanierung: Bei der Alpine sollen gut 5000 Mitarbeiter und 1,5 Milliarden Euro Bauleistung wegfallen.

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Kurzzeit-Chef Schultheis schon wieder am Absprung.

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Wien – Die Alpine ist gerettet – vorläufig. Nach einem Verhandlungsmarathon war die Einigung mit den Gläubigern Sonntagabend zustande gekommen. Zwar gilt der Forderungsverzicht der Banken bis Ende März 2015, doch stehe der Baukonzern weiterhin auf dünnen Beinen, wie involvierte Experten meinen. Das liegt einerseits an diversen Annahmen im Restrukturierungskonzept, deren Stichhaltigkeit sich erst bewahrheiten muss, andererseits an den erheblichen Risiken im laufenden Geschäft.

So seien im Rahmen der Bewertung des Status quo zwar mehr als 90 Baustellen in Zentral- und Osteuropa begutachtet worden, dass bei einer Bauleistung von gut drei Milliarden Euro und 15.000 Mitarbeitern alle Problemfelder aufgearbeitet werden konnten, wird aber bezweifelt. Als problematisch gelten u. a. die internen Verflechtungen, beispielsweise in Form von Haftungen des Konzerns im Volumen von rund 150 Millionen Euro. Zudem könnten sich die Ziele für den Verkauf von drei Tochtergesellschaften, der bis zu 200 Millionen Euro bringen soll, als zu hoch gesteckt erweisen. "Ein Verkauf unter Druck ist immer schwierig", sagt ein involvierter Banker.

Die Entlastung durch den nun erzielten Kompromiss wird allerdings auch als erheblich eingeschätzt. Das Bankenobligo der Alpine geht um 30 Prozent auf rund 400 Millionen Euro zurück – genaue Zahlen behält das Unternehmen für sich. Dazu kommt die Stärkung des Eigenkapitals durch  die spanische Mutter FCC. Sie muss 150 Millionen Euro einschießen, die Hälfte davon wurde bereits überwiesen. Überdies wird ein Gesellschafterdarlehen im Volumen von 100 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt.

Die Schieflage bei Alpine hat der FCC bereits das Ergebnis 2012 verhagelt, wie aus den kürzlich bekanntgegebenen Kennzahlen hervorgeht. Demnach schrieb Alpine einen Verlust von 300,5 Millionen Euro und trug wesentlich zum negativen Nettoergebnis des Konzerns im Ausmaß von 1,03 Milliarden Euro bei.

Dazu kamen Wertberichtigungen von 80 Millionen Euro auf die Tochter sowie Vorsorgen für die Restrukturierung. Verlustabdeckung und Finanzierung des österreichischen Problemkindes erhöhten den FCC-Schuldenstand um 494,4 Millionen auf sieben Milliarden Euro. Die auf Alpine entfallenden Verbindlichkeiten werden mit 777 Millionen beziffert. Im Statement zum Finanzergebnis 2012 wird zudem festgestellt, dass sich die Verluste auf fünf bis sechs Märkte in Ost- und Südosteuropa konzentrieren, aus denen Alpine bis Ende des Jahres aussteigen werde.

Besser als die spanische Mutter kam der Bund davon, der keinen wesentlichen Beitrag zur Sanierung der Alpine leistet. Er hat ja Haftungen für Konsortialkredite im Ausmaß von 150 Millionen Euro übernommen. Diese werden aber erst gezogen, wenn die Baufirma insolvent wäre.

Die spanischen Alpine-Eigentümervertreter sind derzeit alle in Wien. Nicht nur um mit den Banken die weitere Vorgangsweise zu besprechen. In den nächsten Tagen soll ein neuer Alpine-Chef bestellt werden. Derzeit laufen Gespräche mit einigen österreichischen Kandidaten, erfuhr der Standard. Der aktuelle Alpine-Chef Josef Schultheis (47) wurde erst Ende des Vorjahres installiert. Der frühere Chef der Baumarktkette Praktiker hatte Erfahrung als Berater, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer. Allerdings fehlte ihm eine spezifische Erfahrung im Baugeschäft.

Davor leitete nur knappe zehn Monate Ex-Porr-Vorstand Johannes Dotter die Alpine, ehe er im Oktober 2012 wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Eigentümer ausschied. Dotter ist seit Jahresbeginn beim Porr-Aktionär der Renaissance-Gruppe für den Bereich Infrastruktur zuständig. (Claudia Ruff, Andreas Schnauder, DER STANDARD, 5.3.2013)