Ein erfolgreicher Politiker in Österreich muss

a) Krawallzeitungs-tauglich,

b) "volksnah" und

c) zumindest hinreichend populistisch sein.

Er darf außerdem ja kein "Intellektueller" sein. Sagen zumindest die Krawallzeitungen und die konventionelle Weisheit der Spindoktoren, Imageberater und vor allem die lieben Parteifreunde.

In Kärnten hat jetzt ein Intellektueller (Soziologiestudium!), im Auftritt bescheiden-ungelenker, so gut wie überhaupt nicht populistischer, nachdenklicher und im Umgang mit dem Volk erfreulich wenig anschmeißerischer Politiker gewonnen. Gewiss, die Wahlanalysen sagen vermutlich zu Recht, dass für die Kärntner vor allem der Wunsch nach Abwahl der völlig diskreditierten FPK-Partie wichtig war. Die Person Peter Kaiser stand unter den Wahlmotiven an zweiter Stelle. Aber Kaiser wird Landeshauptmann - und er ist doch das genaue Gegenmodell zum Typus des rechtspopulistischen Krawallpolitikers.

Übrigens war auch die ÖVP mit einem geradlinigen Kurs (Absage an die alte frühere Steigbügelhalterei für Haider & Nachfolger) relativ erfolgreich. Vielleicht ist das Anlass zur Überlegung für manche, ob man mit dem geraden Weg und mit Treue zu sich selbst doch auch zum Erfolg kommen kann. Und nicht nur mit plumper Wählerbestechung und -einseifung (wie bei der Volksbefragung in Wien). (Hans Rauscher, DER STANDARD 5.3.2013)