Mit der neuen Methode lassen sich Fehlbildungen jener Nervenbahnen, die die einzelnen Hirnregionen miteinander vernetzen, bereits im Mutterleib sichtbar machen.

Foto: MedUni Wien

Wien - An der MedUni Wien konnten Nervenbahnen, die die einzelnen Hirnregionen miteinander vernetzen, weltweit erstmals "live" bei Föten dargestellt werden. Das könnte einen wichtigen Fortschritt in der Frühdiagnostik bei Ungeborenen bedeuten, hieß es am Montag in einer Aussendung der Universität im Vorlauf zum Europäischen Radiologenkongress (7. bis 11. März) im Austria Center Vienna.

Frühe Diagnose

Bisher konnte beim Ultraschallscreening während der Schwangerschaft nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob sich die Hirnbahnen eines Fötus richtig entwickeln. Jetzt können fehlende Anlagen, Schäden und Abweichungen dieser Nervenbahnen durch Magnetresonanztomografie (NMR) mit einem eindeutigen Befund abgeklärt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der MedUni Wien, die in Kooperation der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie, des Zentrums für Anatomie und Zellbiologie und des Instituts für Neurologie durchgeführt wurde.

Herausfordernd waren dabei laut Studienleiterin Daniela Prayer einerseits die geringe Größe der zwischen der 20. und 37. Schwangerschaftswoche untersuchten Föten und ihr unablässiger Bewegungsdrang: "Wir mussten deshalb in einem ersten Schritt die bestehenden Methoden der Magnetresonanztomografie der Größe der fötalen Strukturen anpassen. Zusätzlich musste das Ganze aufgrund der häufigen Bewegungen der Föten auch schnell gehen, weil die Bilder sonst nicht verwertbar wären."

Bessere Prognosen

Die neu entwickelte Technik der Magnetresonanztomografie ist deshalb wichtig, da fehlende oder unvollständig entwickelte Hirnbahnen für schwere kognitive Einschränkungen verantwortlich sind. Ärztinnen und Ärzte können nun in diesen Fällen noch zielgerichteter beraten und prognostizieren, wie sich betroffene Kinder später entwickeln werden. Die Eltern dieser Kinder können sich dadurch vor der Geburt besser auf das zu erwartende Szenario einstellen.

Bei nicht oder nicht richtig entwickelten Hirnbahnen handelt es sich um eine relativ häufige Fehlbildung des Gehirns, bis zu 500 von 100.000 Kindern sind davon betroffen. Beispielsweise fehlt die Verbindung zwischen rechter und linker Gehirnhälfte häufig komplett. Die Ergebnisse dieser interdisziplinären Studie sind soeben in der aktuellen Ausgabe der renommierten internationalen Fachzeitschrift "Brain" erschienen. (APA/red, derStandard.at, 5.3.2013)