Meine (hoffentlich erhellenden) Antworten auf Anmerkungen des letzten Beitrags "Lob dem Lehrer!":
User bluebeard's 8th wife fragt sich:
Womit sind die Arbeitszeit- und Freizeitpriviliegien von Lehrern zu rechtfertigen?
Ich würde in diesem Zusammenhang gern wissen, wie lange Gerlinde Kaltenbrunner braucht, um sich nach einer Achttausender-Besteigung zu regenerieren. Übrigens: Wir Lehrende der Pädagogischen Hochschule nehmen ab kommendem Schuljahr eine Reduktion der Ferien von drei Monaten auf sechs Wochen hin. Wir suchen um Beurlaubung an, auch dann, wenn wir im Juli oder August auf Urlaub gehen. Was würde wohl in der freien Wirtschaft geschehen, wenn die Ferienzeit von einem Tag auf den anderen auf die Hälfte reduziert wird?
User Nerd Nr.5 schreibt:
Glauben Sie mir, keiner lästert über die tollen Lehrer.
Sind Sie da so sicher? Der Lehrer, der für das eine Kind super ist, erweist sich für den anderen als angebliche "Niete". Ich kenne eine Menge PädagogInnen, denen ein vernichtender Ruf vorauseilt - und ebenso viele Kinder, die mit denselben LehrerInnen mehr als zufrieden sind. In der Regel sind das übrigens die Kinder jener Eltern, die nicht mit dem Strom schwimmen, zu unabhängigem Urteil fähig sind, sich von ihren Kids abgrenzen und bereit sind, Schule als Lebensraum der Kinder - und nicht der Eltern - zu respektieren. Selbst wenn es stimmen sollte, dass keiner über die tollen Lehrer lästert, bleibt unterm Strich: Es lobt sie auch niemand.
User Kelbo schreibt:
Lehrer-Bashing ist einfach. Die eigene Erinnerung ist meist getrübt durch einen miesen Lehrer in der Jugend. Da stimmt man gerne ein und jammert über die "vielen Ferien" und den "leichten Job". Dass die Realität anders aussieht, ist nicht nur klar, sondern auch logisch. Heute ist "Lehrer" ein anderer Beruf als vor 30 Jahren. Sicher, einige Lehrer haben das selbst noch nicht begriffen. Aber gerade junge Lehrer machen großartige Arbeit unter schlechteren Umständen und mit weniger Bezahlung als vor 30 Jahren. In allen PISA-Siegerländern ist es anders: Die Wertschätzung in der Gesellschaft und tolle Arbeitsbedinungen bringt Spitzenleute in diesen Beruf! Warum bei uns nicht?
Entmutigung durch die Gesellschaft und negative Berichterstattung haben viele LehrerInnen getroffen - oder zumindest gestreift. Wichtig ist: Die Wertschätzung durch die Gesellschaft beginnt bei uns selbst, frei nach dem Motto: "Selbstlob statt Selbstmitleid". Übrigens: Wenn Sie von Spitzenleuten sprechen, fallen mir meine Studierenden an der PH ein - wobei ich statt von Spitzenleuten lieber von mündigen, reflektieren Persönlichkeiten spreche.
User Spitzweg Erich schreibt:
Lob dem guten Lehrer! Die Nieten können leider nicht gelobt werden.
Ja, klar. Nur, welche Lehrer sind Nieten? Diejenigen, die Kindern in den Augen der Eltern zu wenig beibringen, weil sie ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen und lieber in die Erziehung zur Mündigkeit der Kinder investieren, als Kinder mit Inhalten vollzupfropfen? Oder diejenigen, über die wir aus dritter Hand "wissen", dass sie Kinder bloßstellen, ohne jemals selbst dabei gewesen zu sein? Oder diejenigen, die das Notenspektrum ausschöpfen und damit versuchen, dem Ruf der Eltern nach Gerechtigkeit auch nur annährend gerecht zu werden? Oder vielleicht diejenigen, die in der Kommunikation mit Eltern eher auf den Aspekt der Sachlichkeit setzen als auf Beziehung, weil sie aus Erfahrung wissen, dass sie sich sonst in Bälde mit 25 Möchtegern-KollegInnen arrangieren müssen? Natürlich gibt es manche, die bereits resigniert haben - denjenigen haben wir (die Gesellschaft) wohl einmal zu oft eine übergezogen. (Andrea Vanek-Gullner, derStandard.at, 6.3.2013)