
Ikea plant den Einstieg ins Hotelgeschäft. So könnte die Bauanleitung des schwedischen Möbelhauses dafür aussehen.
Wien/Berlin - Ein Flachbildfernseher in jedem Zimmer, kein herkömmlicher Duschvorhang, sondern eine Glastür, kein normaler Duschkopf, sondern Designerware: "Die deutsche Kette Motel One hat das Konzept vom Low-Budget-Hotel auf eine neue Ebene gehoben", sagt der Münchner Tourismusexperte Philipp Beffler, "die Kette bietet ein Zweisternprodukt an, das nicht als solches daherkommt." Die Idee scheint aufzugehen: Motel One mit seinen 16-Quadratmeter-Zimmern expandiert rasant, das Unternehmen betreibt mehr als 40 Häuser in Deutschland, zwei in Österreich und setzt gerade nach Großbritannien über. Andere gehobene Budgethotels mit ähnlichem Konzept wie die Kette "B&B" haben ebenfalls starkes Wachstum hinter sich.
Der Erfolg lockt Mitbewerber an: Am Dienstag gab der schwedische Möbelbauer Ikea bekannt, dass man gemeinsam mit Marriott eine Billighotelkette in Europa starten will. In den kommenden zehn Jahren sollen 150 Hotels entstehen, kündigte Marriott-Chef Arne Sorenson in Berlin an. Neben Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden sind auch Häuser in Österreich geplant. Das erste Hotel mit dem Namen Moxy soll in Mailand entstehen.
Junges und preisbewusstes Publikum als Ziel
Ähnlich wie die Konkurrenz will sich Moxy an ein junges, preisbewusstes Publikum wenden. Details zu dem Aussehen der Zimmern wurden nicht bekanntgegeben, außer, dass man ebenfalls auf Designerware setzen will und Flachbildfernseher zur Standardausrüstung zählen sollen.
Aber reicht der Markt für die gehobenen Budgethotels aus? Experten sind optimistisch. Der Touristiker Beffler sieht die Billiganbieter voll im Trend, ihr Angebot komme den steigenden Ansprüchen der Gäste entgegen. Im Falle Österreichs müsse man aber differenzieren: Während der Hotelmarkt Wien und Salzburg gesättigt sei, gebe es noch Potenzial in Innsbruck und Graz.
"Trend geht in Richtung Einfachheit"
Elfi Maier, die selbst viele Jahre für Marriott gearbeitet hat und sich inzwischen mit dem Consultingunternehmen Revenue Focus selbstständig gemacht hat, sieht selbst in Wien Chancen: Das Luxussegment sei zwar nach diversen Neueröffnungen (Sofitel, Ritz Carlton, Kempinski) "ziemlich ausgereizt", aber im preisgünstigen Segment gebe es durchaus noch Platz. "Der Trend geht in Richtung Schnelligkeit, Einfachheit, wenig Schnickschnack und dennoch hochwertige Materialien", sagte Maier. Nicht nur Städtereisende würden in solchen Häusern vermehrt absteigen, sondern auch Geschäftsreisende. "In Zeiten schrumpfender Budgets wird auch in Unternehmen der Rechenstift angesetzt".
Wobei Ikea mit Moxy nicht nur auf den Hotelmarkt schielt: Während die Kette von einem Franchisenehmer der Marriott-Gruppe betrieben wird, soll der Eigentümer der Gebäude der Ikea-Immobilienverwalter Inter Hospitality Holding werden. Gerade in großen Städten werden Hotelgebäude zunehmend von Investoren gebaut, die nur daran interessiert sind, ihre Immobilie später gewinnbringend zu verkaufen. (Günther Strobl/András Szigetvari, DER STANDARD, 6.3.2013)