Trauer über den Abgang von Benedikt XVI. herrscht in einer Branche, die man nicht a priori mit dem gestrengen Ratzinger in Verbindung bringen würde: jener der Modekiebitze. Im britischen "Guardian" wird in einem Modeblog mit Rührung des "Funkelpapsts" gedacht und seiner Liebe zu allem Schönen und Teuren, das ein Papst nur tragen kann.
Benedikt habe mit den mieselsüchtigen Kutten der Jahrzehnte zuvor aufgeräumt und wieder Glamour in die Kirche gebracht, heißt es da. Die modemäßige Durststrecke sei dem Zweiten Vatikanum geschuldet gewesen, da ging "die Kirche in Gold und Moiré-Seide hinein und kam in bügelfreien Pferdedecken wieder heraus".
2005, nach seiner Wahl, war Benedikt noch wie "Ming, der Gnadenlose" gewandet unterwegs. Auch was er bei seiner ersten Papstmesse in Österreich trug, war schlichter Natur: "eine Art blauer Staubfänger-Möbelüberwurf". Von diesem zur hermelinbesetzten, goldbestickten roten Mozzetta (einem kurzen Cape) Richelieu-Style war es ein weiter Weg, der mit den berühmten Patscherln aus rotem Marokko-Leder beschritten wurde, die nicht von Prada waren.
Erinnert mich an einen Teheran-Besuch, bei dem ein iranischer Journalist auf die feine italienische Fußbekleidung des damaligen Präsidenten Mohammed Khatami hinwies: "Das sind keine Mullah-Schuhe!" Nach ihm kam bekanntlich einer mit beiger Polyesterjacke. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 6.3.2013)