Eine Suchaufgabe im Rahmen der Testreihe: Die Probanden sollten möglichst schnell den rot-grünen Kreis unter den grün-roten Kreisen finden.

Illustration: Mark Greenlee

Regensburg - Der gesuchte Kreis befindet sich im zweitinnersten Ring an der Position zwischen 10 und 11 Uhr. Die meisten werden das eine rot-grüne Exemplar unter all den grün-roten Kreisen recht schnell gefunden haben, aber suchen mussten sie doch. Nach einigem Training lässt sich das "Spiegelbild-Exemplar" hingegen nicht nur schneller, sondern sofort herausfinden. Und dieses Identifizierungsvermögen hält lange Zeit an, wie die Universität Regensburg berichtet.

Was wir häufig sehen, prägt sich unser Gehirn ein - seien es Formen, Farben, räumliche Anordnungen oder bildliche Strukturen. Und das ist ein überaus praktischer Effekt: Beim Autofahren etwa können wir deshalb in der erforderlichen Schnelligkeit auf Verkehrsschilder reagieren. Durch wiederholtes "Üben" haben sich diese visuellen Muster häufig schon so weit im Gehirn verfestigt, dass sie unmittelbar und ohne großen geistigen Aufwand wahrgenommen und erkannt werden.

Ein Experiment ...

Was in unserem Gehirn vorgeht, wenn wir neuen visuellen Reizen ausgesetzt sind und diese erlernen müssen, hat ein Regensburger Forscherteam um Mark Greenlee vom Institut für Psychologie in Kooperation mit Wissenschaftern des US-amerikanischen Dartmouth College untersucht. Für das Experiment wurde Probanden an acht aufeinander folgenden Tagen jeweils eine Stunde lang eine visuelle Suchaufgabe gestellt. So mussten die Versuchspersonen möglichst schnell einen rot-grünen Kreis unter zahlreichen grün-roten Kreisen finden. Während jeder Trainingseinheit wurden gleichzeitig die Vorgänge im Gehirn mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie gemessen.

Im Verlauf der acht Tage verbesserte sich die Leistung der Probanden deutlich. Am Ende des Experiments hatten alle Versuchspersonen gelernt, den rot-grünen Kreis unmittelbar und ohne Schwierigkeiten unter den grün-roten Kreisen zu erkennen. Die Verbesserung der Suchleistung ging dabei Hand in Hand mit einem merklichen Anstieg der neuronalen Aktivität im visuellen Kortex – dem Teil des Gehirns, der für unsere visuelle Wahrnehmung zuständig ist.

... mit Folgen

Besonders interessant war der festgestellte Langzeiteffekt: Neun Monate später wurden die Probanden nochmals mit der funktionellen Magnetresonanztomographie untersucht. Hier zeigte sich, dass die Erkennungsleistung und die neuronale Aktivierung im Gehirn noch genauso hoch waren wie am Ende der Trainingseinheit. Dies belegt, wie lang anhaltend visuelles Lernen und die dabei zugrunde liegenden Veränderungen im Gehirn sein können. (red, derStandard.at, 9. 3. 2013)