Wie die Mutter so das Kind: Zumindest beim Gelbbauchmurmeltier wird der Warnruf quasi genetisch weitergegeben.

Foto: Ben Holsey

Murmeltier ist nicht gleich Murmeltier. Vor allem in puncto Sozialverhalten tun sich wahre Abgründe zwischen den jeweiligen Arten auf: Die Mehrzahl der Murmeltiere lebt wie das Alpenmurmeltier in Kolonien. Dabei gibt es ein dominantes Paar sowie jüngere Verwandten. Man begrüßt sich, indem man die Nasen aneinander reibt und die Köpfe zusammensteckt.

Das Waldmurmeltier hingegen ist ein recht verbissener Einzelgänger. Beim Gelbbauchmurmeltier (Marmota flaviventris) wiederum lebt ein einzelnes Männchen mit einem Harem aus verwandten Weibchen zusammen. Auch hier sind die Männchen aggressiv gegen Geschlechtsgenossen, die nicht in die Nähe des Baus gelangen lassen werden.

Diese Spezies untersucht Daniel Blumstein von der UCLA seit vielen Jahren. Von 2002 bis 2010 nahm er mehr mit seinen Mitarbeitern mehr als 3000 der schrillen Warnpfiffe einer Gruppe auf, die nahe einer Forschungsstation in den Rocky Mountains lebt. Die Tiere werden dort schon seit mehr als fünfzig Jahren beobachtet.

Individuelle Warnrufe

Für ihre Studie, die heute in den "Proceedings B" der britischen Royal Society veröffentlicht wurde, analysierten die Biologen diese Warnrufe nach neun Kriterien - wie etwa der Dauer, dem An- und Abschwellen und der Frequenzverteilung über die Zeit. Anschließend berechneten sie Ähnlichkeiten zwischen den Pfiffen der Murmeltiere und verglichen diese mit der genetischen Verwandtschaft innerhalb der Gruppe.

Dabei machten die Wissenschafter eine überraschende Entdeckung: Die Pfiffe von Jungtieren hatten ursprünglich keine deutliche Ähnlichkeit mit denen ihrer biologischen Eltern. Sie glichen eher denen der Weibchen, in deren Gesellschaft die Jungen aufgewachsen waren. Nach einem Jahr allerdings setzte sich die "Stimme" der Eltern durch. Die Warnrufe ähnelten zunehmend denen der biologischen Verwandten.

Wie Charakteristiken in der Stimme bei Säugetieren vererbt werden, sei noch weitgehend unbekannt, schreiben die Forscher. Die Untersuchungen zeigten jedenfalls zum ersten Male schlüssig, dass zumindest bei Alarmrufen typische Stimm-Muster vererbt werden können - nach eigenen Angaben zum ersten Mal bei einer Säugetierart. (tasch, DER STANDARD, 06.03.2013)