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Privatanleger laufen mit Schifffonds auf Grund.

Foto: REUTERS/Vincent West

Auch wenn Österreich der direkte Zugang zum Meer fehlt, besteht dennoch der direkte Zugang zu Investitionen in Schiffe. Über Schiffsbeteiligungen oder –Fonds kann jede Landratte einen Teil an einem Fracht- oder Containerschiff sein eigen nennen. Doch in der jüngsten Vergangenheit verkommt das Liebkind der Investoren immer mehr zum Wrack.

Seit Jahren leidet die Schifffahrtsbranche an Überkapazitäten und sinkenden Preisen. Zahlreiche Unternehmen gingen bereits pleite, andere gerieten mit den Kreditzahlungen in Rückstand. Das betrifft auch die Privatanleger, denn das Geschäft mit den Beteiligungen an Schiffen boomte. Kein Wunder, wurden auch satte Renditen versprochen, über Jahre hinweg warfen die Schiffsinvestitionen schöne Erträge ab. Doch hohe Gewinne gehen immer mit hohem Risiko einher, wegen der schleppenden Weltwirtschaft drohen Anlegern nun Verluste. Im schlimmsten Fall ist das gesamte Geld weg.

Geschlossene Fonds

Schiffsbeteiligungen sind sogenannte geschlossene Fonds, der Anleger wird praktisch zum Miteigentümer des schwimmenden Kolosses und trägt damit auch das Risiko für die eigene Anlage. Die Mindesteinlage beläuft sich meist auf 10.000 bis 20.000 Euro. Lange Laufzeiten machen einen frühzeitigen Ausstieg aus einem solchen Fonds schwierig, er ist gerade in Krisenzeiten mit Verlusten verbunden. Kann das Schiff nicht verkauft werden, wird ein geringerer Preis dafür erzielt als angenommen oder geht die Firma pleite, bleibt das Risiko beim Anleger.

Auch Anwälte beschäftigen sich im Namen ihrer Klienten mittlerweile mit den Schiffsgeschäften. Die Produkte seien als sichere Anlageform verkauft worden, auch an eigentlich risikoscheue Bankkunden, meint der Anwalt Benedikt Wallner im Ö1-Morgenjournal. Er vertritt rund 100 Geschädigte, denen Schiffsbeteiligungen von ihren Bankberatern angepriesen wurden. Auf die Risiken seien sie aber nicht ausreichend hingewiesen worden, weswegen Wallner gegen die Banken wegen Falschberatung vorgehen will.

Prospekt

Wallner kritisiert auch, dass der eigentliche Kapitalmarkt-Prospekt nicht in Umlauf komme. Stattdessen wird den Kunden mit einem schönen, bunten Verkaufsprospekt die Schiffsbeteiligung schmackhaft gemacht. Der ausführliche Prospekt liege nur bei der Kontrollbank auf. Den Schaden schätzt Anwalt Wallner auf bis zu 300 Millionen Euro.

In Deutschland nimmt auch die Finanzaufsicht Bafin das Geschäft mit Schiffskrediten vermehrt ins Visier. Rund 100 Milliarden Euro sollen dort in Schiffsbeteiligungen oder Schiffsfonds stecken. Bei den Bilanzprüfungen in Banken wird besonderes Augenmerk auf die Werthaltigkeit der Forderungen, die Risiken in den Büchern und die möglichen Wertberichtigungen gelegt werden.  (rom, derStandard.at, 6.3.2013)