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Eine SNAP-Demonstration in Los Angeles.

Foto: AP Photo/Damian Dovarganes

Neue Vorwürfe der Vertuschung von Pädophiliefällen durch kirchliche Würdenträger überschatten das Konklave zur Wahl des neuen Papstes, das kommende Woche im Vatikan beginnt. Nach dem Rücktritt und dem Schuldbekenntnis des schottischen Kardinals Keith O'Brien und den Vorwürfen gegen den Amerikaner Roger Mahoney präsentierte die internationale Opfer-Vereinigung Snap (Survivor Network of those Abused by Priests) am Mittwoch in Rom eine Liste von zwölf Kardinälen, deren Wahl zum Papst "aus der Sicht der Kinder denkbar ungünstig" wäre.

Die Kardinäle werden als "schmutziges Dutzend" bezeichnet, das "Übergriffe nicht mit der nötigen Härte verfolgt, das Pro blem verharmlost, Begegnungen mit Opfern verweigert oder entsprechende Pressemeldungen kritisiert" habe. Die Liste umfasst den Mexikaner Norberto Rivera Carrera, Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras, die US-Amerikaner Timothy Dolan, Donald Wuerl und Sean O'Malley, die Italiener Angelo Scola und Tarcisio Bertone, den Australier George Pell, den Tschechen Dominik Duka, den Kanadier Marc Ouellet, Peter Turkson aus Ghana und den Italoargentinier Leonardo Sandri. Einige der Genannten gelten als Favoriten für die Nachfolge des zurückgetretenen Papstes.

Briefwechsel mit Ratzinger

Auch der italienische Kardinal Domenico Calcagno steht mittlerweile im Verdacht, einen pädophilen Priester gedeckt zu haben. Eine mit über 1000 Unterschriften versehene Petition auf der Website Change.org fordert seinen Ausschluss vom Konklave. Er soll als Bischof der ligurischen Stadt Savona den Ex-Priester Don Nello Giraudo geschützt haben, der im Vorjahr wegen Pädophilie zu einem Jahr Haft verurteilt wurde. Ein Missbrauchsopfer des jungen Religionslehrers präsentiert in der Petition einen Briefwechsel des Kardinals mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, in dem er um Instruktionen ersucht, da "Don Nello weiterhin den Priesterberuf ausüben" wolle.

Indessen hat US-Kardinal Roger Mahony in einem Interview mit dem Corriere della Sera eigene Fehler bei der Verfolgung von Missbrauchsdelikten eingestanden: "Wir haben zu Beginn die wahre Natur des Problems verkannt. Uns war nicht ganz klar, dass überführte Täter sofort aus der Kirche verbannt werden müssen. Damals war das alles nicht so klar wie heute." Erst zu Beginn der 1990er-Jahre habe er das wahre Ausmaß des Skandals erkannt und entschieden durchgegriffen. Die Forderung nach seinem Ausschluss aus dem Konklave schmerze ihn: "Ich habe in den letzten 20 Jahren alles in meiner Macht Stehende zur Ausrottung dieses Übels unternommen." (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 7.3.2013)