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Foto: APA/Artinger

 London/Wien - In den vergangenen 50 Jahren ist die Anzahl der Autoimmunerkrankungen merklich gestiegen. Wie Mediziner seit langem vermuten, müssen auch veränderte Umweltfaktoren daran schuld sein. Bisher wurden neben Rauchen Mangel an Vitamin D und Sonnenlicht verdächtigt. Nun könnte ein weiterer Übeltäter gefunden sein: zu viel Salz im Essen.

"Es wäre übereilt zu behaupten, man sollte weniger Salz essen, sonst bekommt man eine Autoimmunkrankheit", beschwichtigt Aviv Regev vom renommierten Broad Institute im US-amerikanischen Cambridge zwar. Aber es scheint doch stärkere Zusammenhänge zwischen zu viel Salz und einer Schwächung des Immunsystems zu geben als bisher vermutet: Regevs Forschergruppe berichtet mit zwei anderen Teams im Fachblatt "Nature" von Hinweisen darauf, dass eine salzhaltige Kost bei Mäusen die Entwicklung von Krankheiten wie multipler Sklerose fördert.

Konkret untersuchten die Wissenschafter (unter ihnen Theresa Thalhamer von der Universität Salzburg), wie bestimmte Zellen des Immunsystems (sogenannte T-Helferzellen-17) entstehen. Diese helfen zwar, Bazillen abzuwehren, sind aber auch bei Entzündungen und verschiedenen Autoimmunerkrankungen wie multipler Sklerose, Psoriasis und rheumatoider Arthritis beteiligt.

Bei der Entwicklung dieser Zellen dürfte ein Gen namens SGK1 wichtig zu sein. Das war Forschern längst bekannt - allerdings nur in der Funktion, bei der Aufnahme von Salz in den Nieren und dem Darm eine Rolle zu spielen.

Nun allerdings zeigte sich bei den neuen Untersuchungen, dass erhöhte Salzkonzentrationen in Mensch und Maus die Entstehung von T-Helferzellen-17 mittels SGK1 fördern. Die wiederum werden ins Nervensystem rekrutiert und verstärken die Immunreaktion, so Thalhamer. Auf diese Weise verschlimmerte sich jedenfalls bei Mäusen multiple Sklerose. (tasch, APA/DER STANDARD, 7. 3. 2013)