"Sparen wir diesen Sender nicht unwiederbringlich kaputt": YouTube-Spot von "SOS Ö1"

Foto: YouTube/Ö1

In der Nacht auf Donnerstag ging auf Youtube ein Video online, in dem Stimmen von Ö1 in teils drastischen Worten gegen die Kürzung von Sprecherdiensten im ORF-Kulturradio protestieren.

Untermalt vom Donauwalzer warnen Redakteure und Sprecher von Österreich 1 etwa: "Sparen wir diesen Sender nicht unwiederbringlich kaputt". Und: Ö1 Stimmen zu entziehen, sei "wie uns Redakteuren die Stimmbänder abzuschneiden". Das Sparen am Kultursender sei "dumm und unsäglich". Die Initiative nennt sich "SOS Ö1". 

Im Text zum Spot heißt es: "Ab Mai 2013 werden Nachtdienste der Sprecher bei Ö1 gestrichen. Die Opern- bzw. Klassiknacht wird dann - zunächst nur am Montag - nicht mehr live moderiert werden. Das bedeutet nicht nur eine massive Einkommenseinbuße für die Sprecher und Sprecherinnen, die als Freie Mitarbeiter ohnehin zu den prekär Beschäftigten des ORF gehören.

Es bedeutet auch, dass die Hörerinnen und Hörer nicht mehr live durch die Nacht begleitet werden. Die Ö1-Nachrichten werden in der Nacht durch Ö3-Nachrichten ersetzt. Bis dato war Ö1 einer der wenigen Sender, die in der Nacht live für das Publikum da waren.

Anstatt die Honorare der Freien Sprecher auf ein faires Mindestmaß zu erhöhen (wie seit langem von den Freien Mitarbeitern gefordert), beschließt die Geschäftsführung Dienste zu streichen."

"Erst der Anfang von weiteren hörbaren Programmeinsparungen"

"Das ist erst der Anfang von weiteren hörbaren Programmeinsparungen, die demnächst folgen sollen", warnen die Macher des Spots: "Schon jetzt hat Ö1 damit zu kämpfen, dass Programmbudgets gekürzt, Mitarbeiter reduziert und Sendungen wiederholt werden. Wenn die Geschäftsführung weiterhin in dieser Form am Programm spart, wird es Ö1 in seiner jetzigen Form bald nicht mehr geben können."

Die Initiative ersucht, den Spot und die Anliegen etwa via Twitter oder Facebook zu verbreiten.

Mehr Infos kündigt sie auf Youtube auf dem Blog der ORF-Freien an: http://orffm.wordpress.com/

Auf der Plattform change.org werden Unterschriften gesammelt - für eine "faire Bezahlung der freien MitarbeiterInnen", wie es heißt.

Freitag Honorarverhandlungen

Donnerstag berät der Stiftungsrat über Sparkonzepte der ORF-Führung (wenn die Republik dem Rundfunk nicht weiter Gebührenbefreiungen abgilt). Freitag sollen Betriebsrat und ORF-Management nach STANDARD-Infos wieder über eine Verbesserung der Honorarvorgaben verhandeln. Bisher bietet der ORF 500.000 Euro mehr - bei Kürzungen der Sendungsbudgets, die insbesondere Freie treffen. 

ORF versteht Kritik nicht

ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann hält der Kritik der Ö1-Mitarbeiter entgegen, dass sich am Programm nichts ändere, außer dass nun tagsüber aufgezeichnet werde. Auch Hörfunkdirektor Amon kann die Aufregung nicht verstehen. Es handle sich hier um eine Maßnahme, die bereits vor Wochen beschlossen wurde und "notwendig und sinnvoll" sei, sagte er. Betroffen seien zwei Sprechdienste, einer in der Montagnacht - hier liege die Hörerzahl unter der Messbarkeitsgrenze - und einer Samstagnacht - hier seien maximal 2.000 Hörer betroffen, so Amon.

Ö1-Programmchefin Roither-Epp betonte in einer Aussendung, die Einsparung von zwei Sprecher-Nachtdiensten von insgesamt sieben pro Woche auf Ö1 sei eine das Programm nicht beschädigende Folge der von Ö1 geforderten Einsparungen. "Inhaltlich ändert sich in diesen beiden Nächten nichts, es wird dasselbe Programm gesendet wie bisher, und das war mir als Programmchefin ein sehr wesentliches Anliegen."

Drei Mal je drei Minuten O-Ton-Nachrichten von Ö3

Die Ö1-Mitarbeiter hatten in ihrem Protest auch moniert, dass die Ö1-Nachrichten nachts durch Ö3-Nachrichten ersetzt werden sollen. Roither-Epp betont, dass es sich um zwei Nächte handle, in denen drei Mal je drei Minuten O-Ton-Nachrichten von Ö3 übernommen würden. Dies sei die einzige eigentliche Änderung. "Diese Nachrichten sind aber in der Qualität sicher nicht schlechter, denn auch sie werden von ORF-Redakteur/innen gemacht und alle ORF-Regionalradios übernehmen diese seit Jahren. Weitere Kürzungen im Programm von Ö1 sind laut Programmchefin nicht vorgesehen. (fid, APA, derStandard.at, 7.3.3013)