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Die malaysische Polizei kontrolliert die Straße nach Kampung Tanduo.

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Jamalul Kiram III (Bildmitte), der Sultan von Sulu:  "Wenn unsere Truppen angegriffen werden, müssen sie sich verteidigen". Allerdings hat das Sultanat keine legitime Armee.

Foto: EPA/FRANCIS R. MALASIG

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Proteste gegen den Sultan vor der philippinischen Botschaft in Kuala Lumpur

Foto: EPA/SHAMSHAHRIN SHAMSUDIN

Bei dem blutigen Konflikt zwischen philippinischen Landbesetzern und malaysischen Sicherheitskräften sind nach malaysischen Angaben mindestens 60 Menschen umgekommen. Darunter seien acht malaysische Polizisten, die bei Feuergefechten am vergangenen Wochenende starben, sagte der Polizeichef Ismail Omar am Donnerstag. Ein Sprecher der Besetzer sagte, es seien auf ihrer Seite nur zehn Mann getötet worden.

Die malaysische Polizei hat deshalb nach eigenen Angaben mehr als 50 Menschen auf der Insel Borneo festgenommen. Die Männer und Frauen seien außerhalb des Gebiets festgenommen worden, in dem das Militär gegen die bewaffnete Gruppe kämpft, sagte Polizeichef Ismail Omar am Freitag. Sie stünden unter Verdacht, "Verbindungen zu den Eindringlingen" zu haben. Zur Staatsangehörigkeit der Festgenommenen machte er keine Angaben

Die Besetzer sind Anhänger Jamalul Kirams III., des Sultans von Sulu. Etwa 200 Kämpfer schlichen sich vor drei Wochen in der Provinz Sabah auf Borneo ein, um Territorialansprüche geltend machen. Die philippinische Regierung distanzierte sich umgehend von der Besetzung.

1.200 Euro Pacht

Sabah gehörte einst zum Sultanat Sulu, doch verpachtete der damalige Sultan das Land 1878 an die britischen Kolonialherren. Diese sprachen es später Malaysia zu, das immer noch eine jährliche Pacht an den Nachfolger des damaligen Sultans zahlt.

Jamalul Kiram bot am Donnerstag eine Waffenruhe an. Die Besetzer würden aber nicht abziehen. Die malaysische Regierung lehnte das ab. Der Militäreinsatz gehe weiter, sagte Premierminister Najib Razak bei einem Besuch in der Nähe des besetzten Gebiets. "Sie müssen bedingungslos kapitulieren und ihre Waffen abgeben. Sonst werden wir ihnen nachstellen, bis wir sie eliminiert haben."

Der Konflikt trifft die Regierungen in Kuala Lumpur und Manila in einer heiklen Phase. In beiden Ländern wird demnächst gewählt. Malaysias Premier Najib Razak, dem eine Wahlniederlage droht, ist bemüht, keine Schwäche zu zeigen. Die Regierung der Philippinen ist betont, alles versucht zu haben, um eine Eskalation zu vermeiden.

Seit 1963 bei Malaysia

Malaysia besteht aus einem Hauptgebiet auf der malaysischen Halbinsel und zwei Provinzen auf der überwiegend zu Indonesien gehörenden Insel Borneo: Sarawak und Sabah. Sabah liegt am Nordost-Zipfel der Insel und ist mit 73.000 Quadratkilometern etwas kleiner als Österreich. Einige philippinische Inseln sind weniger als eine Bootsstunde entfernt.

 
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Die Provinz gehörte einst dem Sultan von Brunei. Das Mini-Sultanat liegt an der Nordküste Borneos. Er überließ Sabah 1704 dem Sultan von Sulu, der auf einer philippinischen Insel ganz in der Nähe residiert - als Dankeschön für seine Hilfe bei der Niederschlagung eines Aufstands. 1878 verpachtete die Sultansfamilie das Land an die British North Borneo Company. Sabah wurde britische Kronkolonie. Mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft wurde das Gebiet 1963 nach einem Unabhängigkeitsreferendum Malaysia angegliedert.

Verkauf oder Verpachtung?

Die Regierung in Kuala Lumpur zahlt bis heute einen symbolischen Pachtzins ("Pajak") von 5.300 malayischen Ringgit (rund 1.250 Euro  im Jahr an den Sultan von Sulu. Der Sultan betrachtet dies als Beweis dafür, dass die Provinz ihm gehört. Er verlangt eine höhere Pacht, das Recht auf Ansiedlung und 50 Prozent der Erlöse, die Sabah etwa durch Tropenholz und Tourismus erwirtschaftet. Laut BBC ist allerdings unklar, ob damals ein Verkauf oder eine Verpachtung vereinbart wurde: die britische und jetzt die malayische Regierung gehen davon aus, mit der Bezahlung des "Pajak" einen dauerhaften Anspruch auf das Territorium erworben zu haben. 

Rechtsprofessor Harry Roque vom Jus-Institut der Universität der Philippinen sieht mehr Argumente für eine Verpachtung: "Bei einem Verkauf ist es unüblich, dass kein Preis festgelegt wird und der Käufer bis ans Ende aller Tage zahlen muss."

Von 1963 bis 1968 waren die diplomatischen Beziehungen zwischen den Philippinen und Malaysia frostig. 1977 versprach der damalige philippinische Diktator Ferdinand Marcos aber, den Anspruch auf Sabah zu "eliminieren". Damit seien alle Ansprüche erloschen, meint Professor Roque. Die Regierungen pflegen freundschaftliche Beziehungen.  (red/APA, 7.3.2013)