ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nennt den Protest von Ö1-Mitarbeitern für Sprecher und die Bezeichnung "SOS Ö1" "unangemessen".

Wrabetz erklärte das am Rande des Stiftungsrats so: Beim geplanten Einsparen eines Teils der Nachtsprecherdienste gehe es um 35.000 weniger Euro pro Jahr. Das wären 0,01 Prozent des Jahresbudgets von rund 35 Millionen Euro. (Wir haben Wrabetz' Rechnung nicht nachkalkuliert - ein rechenfreudiger User stellt auf 0,01 Prozent richtig.) In der relevanten Zeitzone habe Ö1 "zwischen 0 und 4000 Hörer".

Der Personalchef Reinhard Scolik habe nun den Auftrag, die Angelegenheit "zu prüfen". 

Moser: Einkommenseinbußen

Verständnis gab es hingegen von Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser, der meinte, man könne nicht früh genug aufschreien. "Man kann über Formen des Protestes von Mitarbeitern des ORF meinetwegen geteilter Meinung sein. Aber dass sich sowohl mehrere Stiftungsräte als auch die Geschäftsführung verwundert zeigen, dass es zu Protesten kommt, ist gelinde gesagt hanebüchen", so Moser. Die Einsparung von Sprecherdiensten in der Nacht bedeute Einkommenseinbußen und zwar für Mitarbeiter, die ohnehin alles andere als gut bestallt sind, und deren Beschäftigungsverhältnisse auch rechtlich prekär sind.

Moser betonte indes, dass die Belegschaft von Ö1 sowie die gesamte ORF-Belegschaft - Freie Mitarbeiter ebenso wie Angestellte - seit langem gegen den massiven Sparkurs im ORF protestieren. "Dass es bei Fortsetzung dieses Kurses und der nach wie vor ungeklärten Frage der Gebührenrefundierungen ab 2014 auch zu einer Beschädigung des Informations- und Kultursenders Ö1 kommen kann, ist leider nicht von der Hand zu weisen, und daher kann man gar nicht früh genug aufschreien." 

Grüne: Kritik berechtigt

Auch der Grüne Mediensprecher Dieter Brosz fand die Reaktion von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf den Protest der Ö1-Mitarbeiter "jenseitig". Der Protest sei berechtigt. "Die Situation im ORF-Radio, insbesondere bei den freien Mitarbeitern ist seit Jahren prekär. Betroffen sind vor allem Frauen. Es ist beschämend, dass trotz der Gebührenrefundierung der ORF säumig geblieben ist und jetzt auch noch weitere Kürzungen in den Raum stellt, wenn die Refundierung nicht verlängert wird", so Brosz in einer Aussendung. Ö1 erfülle den Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags. "Die Formel 1 ist für Wrabetz offenbar genauso heilig wie das 10. Showformat, da spielt Geld keine Rolle. Wenn es um Qualität geht, ist kein Geld da, es geht nur um die Quote. Mit diesem Kurs gefährdet die ORF-Führung zunehmend die Berechtigung eines öffentlich finanzierten Rundfunks," stellte Brosz fest. (fid, APA, derStandard.at, 7.3.2013)