Tiefe Hirnstimulation, bisher vor allem gegen Parkinson und Depressionen im Einsatz, könnte künftig auch bei Magersucht zum Einsatz kommen

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Forscher haben erstmals mit im Gehirn implantierten Elektroden magersüchtigen Frauen helfen können. In einer am Donnerstag im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Studie schreiben die Wissenschafter aus den USA und Kanada, bei Versuchen seien bei drei von sechs Patientinnen mit der Methode Fortschritte erzielt worden. Sie nahmen demnach dank der sogenannten Tiefen Hirnstimulation im Zeitraum von neun Monaten Gewicht zu und schienen sich besser zu fühlen.

Bei der Tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in das Gehirn eingeführt, über einen Schrittmacher werden dann elektronische Impulse ausgesandt. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher, weshalb umgangssprachlich auch von einem Hirnschrittmacher gesprochen wird. Die Methode wird bereits zur Behandlung unter anderem von Parkinson eingesetzt, nun wurde sie aber erstmals zur Behandlung von Magersucht angewandt. Die Wissenschaftler brachten die Elektroden in der Hirnregion an, die für Emotionen zuständig ist.

Bei vier Patientinnen verbesserte sich der Studie zufolge die Laune, Sorgengefühle und in Verbindung mit der Magersucht stehende Zwangshandlungen nahmen ab. Außerdem verzeichneten drei davon "die längste Periode einer anhaltendem Zunahme des BMI (Body-Mass-Index) seit dem Beginn ihrer Erkrankung".  Allerdings gab es bei drei der sechs Versuchsteilnehmerinnen keine Fortschritte beim Gewicht. Zudem gab es teils schwere Nebenwirkungen wie Panikattacken, Schwindel und Schmerzen. Eine Patientin erlitt sogar einen Anfall.

Die Autoren betonen, die Methode befinde sich noch in der experimentellen Phase. In einem Begleitkommentar zur Studie schreiben Janet Treasure und Ulrike Schmidt vom Institut für Psychiatrie des King's College London, die Ergebnisse der Studie seien "vielversprechend". An der Studie nahmen Frauen zwischen 24 und 57 Jahren teil, die seit zwischen vier und 37 Jahren an Magersucht litten. (red/APA, derStandard.at, 7.3.2013)