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Wien - Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) ist drauf und dran, ihre seit fünf Monaten offenen Verpflichtungen gegenüber der teilverstaatlichten Volksbanken AG (ÖVAG) einzulösen. Raiffeisen interessiert sich für die Volksbanken Leasing International (VBLI), die der ÖVAG zu 50 Prozent gehört. Den Rest hält indirekt die deutsche DZ-Bank. Die VB Leasing International ist in zehn (süd)osteuropäischen Ländern aktiv sowie in Österreich und Deutschland. 2011 hat sie 33 Millionen Euro verdient.

Bei der RZB gibt man sich zugeknöpft. Man sei an "Vermögensteilen der VB Leasing interessiert" und nicht an der ganzen Gesellschaft, sagt ein Sprecher auf Anfrage des STANDARD. Damit könne man die Vereinbarung erfüllen. An diesem Punkt sind gewisse Auffassungsunterschiede zu erkennen. Beim Bund, mit dem die RZB den Vertrag zum Sanierungsbeitrag geschlossen hat, geht man nämlich davon aus, dass die RZB die VBLI sehr wohl kauft - und nicht nur Filetstücke herauslöst.

Beitragsstreit

Kurz zur Erinnerung: Die ÖVAG-Altaktionäre wurden bei der Teilverstaatlichung von der Republik zu Sanierungsbeiträgen verpflichtet. Während "kleine" Volksbanken, deutsche DZ und Ergo längst geliefert haben, ist die RZB säumig. Sie muss der ÖVAG 100 Millionen Euro an Eigenkapital zukommen lassen und 500 Millionen Euro an Liquidität. Zwei Möglichkeiten wurden angedacht: der Rückkauf des RZB-Pakets der ÖVAG durch Raiffeisen und der Ankauf von Krediten über eine Milliarde Euro, was das ÖVAG-Eigenkapital um ca. 100 Millionen Euro entlastet hätte. Zu einer Einigung kam es nicht.

Der Rückkauf hätte Raiffeisen zu viel Eigenkapital gekostet und die Kredite, die die ÖVAG verkaufen will, gefallen der RZB nicht. Mit dem (Ver-)Kauf der Leasing Gesellschaft würden ÖVAG und RZB zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Denn die ÖVAG wurde im Gegenzug zur Genehmigung der Staatshilfe von der EU sowieso verpflichtet, die VBLI bis Ende 2014 zu verkaufen. Ins Portefeuille von Raiffeisen würden die Geschäfte passen - und mit dem Deal könnte man den Sanierungsbeitrag leisten.

Due Diligence

Derzeit öffnet die ÖVAG gerade einen Datenraum, die Raiffeisen-Banker hätten sich zuvor aber auch schon Informationen bei den Deutschen und dann auch bei der ÖVAG geholt, ist zu hören. Aufseiten vom Bund geht man davon aus, dass bei einem etwaigen Kauf auch das Funding übernommen wird, also die Finanzierungen, die die ÖVAG in der Tochter stecken hat. Ein etwaiger Kauferlös würde - auch mangels Mitbietern - sehr hoch nicht sein.

Die ÖVAG hat den Buchwert ihrer Leasing-Beteiligung schon 2011 um die Hälfte reduziert: auf rund 50 Millionen Euro. Die DZ Bank hat erst 2012 wertberichtigt. Auch sie wäre von einem Verkauf ihres Anteils durchaus angetan, sagen deutsche Banker.

Raiffeisen International baut aus

Auf Einkaufstour begibt sich auch der Chef der Raiffeisenbank International (RBI), Herbert Stepic. In Rumänien steht die Citibank Romania zum Verkauf bzw. Teile ihres Geschäfts. Die RBI interessiert sich für die Privat- und Firmenkunden, hat der Standard aus verlässlicher Quelle erfahren. Die RBI kommentiert das nicht.

Wie sehr solche Engagements die Aufsicht und den Bund freuen (Raiffeisen hat Partizipationskapital des Staates in den Büchern) ist vom RBI-Kauf der polnischen Polbank bekannt. Der hat für hohe Wellen gesorgt: Das Kapital solle besser für Vorsorge als für Expansion genützt werden. (Renate Graber, DER STANDARD, 8.3.2013)