Salzburger Zwistfestspiele: Alexander Pereira droht zwar nicht mit Rücktritt, wie schon vor seinem ersten Sommer 2012, als das Kuratorium seine Budgetwünsche zu kritisieren begann. Aber er schließt einen Wechsel an die Mailänder Scala auch nicht aus, sofern man seine Zukunftspläne weiterhin behindert. Das Kuratorium wiederum missbilligt Pereiras neue Budgetausweitung (für 2013) und schließt in der momentanen Konstellation, die Wahlen verändern könnten, eine Vertragsverlängerung des Intendanten (ab 2016) aus. Dass Pereira die Vorgabe für 2013 (60 Millionen Euro) nicht einhält, vielmehr auf 64,3 Millionen kommt, ist ja durchaus etwas seltsam. Auch ist offenbar nicht klar belegt, woher die den nächsten Sommer rettenden Sponsorengelder kommen.

Diese Probleme wären schon in der Phase der Intendantensuche vermeidbar gewesen: Ein Konzept des Kandidaten hätte allzu Ambitioniertes entlarvt; klare Vorgaben hätten ihm offenbart, dass seine Ideenfülle nicht erwünscht ist. Nun wird Pereira für etwas gegeißelt, weswegen man ihn wohl auch holte: sein Talent, private Gelder zu lukrieren. Er steht da als unseriöser Zocker. Eine Grundsatzentscheidung muss fallen: Entweder das Kuratorium erkennt Pereira als Profi an, der weiß, was er tut. Oder Pereira schrumpft seine Pläne - die Festspiele waren auch vor ihm kein Minifestival. Oder er verlässt die Festspiele bald. Die momentane Situation jedenfalls ist unwürdig.  (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 8.3.2013)