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Ein Bild aus besseren Zeiten: Der scheidende Präsident Dieter Schneider (li) und Investor Hasan Abdullah Ismaik.

Foto: EPA/FRANK LEONHARDT

München - Als Dieter Schneider die Bombe platzen ließ, überraschte er alle. Nicht eine Fernsehkamera war dabei, als der Präsident des deutschen Fußball-Zweitligisten 1860 München am Donnerstag auf das Podium im Presseraum an der Grünwalder Straße trat. Vom Chaos, den Eifersüchteleien und intriganten Spielchen bei den Löwen zermürbt, wird der Unternehmer zurücktreten. Bei der baldigen Wahl des Vereinsbosses wird der 65-Jährige nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren. 1860 steht vor einer erneuten Neubesetzung der Führungsetage.

"Das Thema Präsidiumsbesetzung hat inzwischen ein Niveau erreicht, das für das Ansehen des Vereins schädlich ist. Deshalb habe ich nach reiflicher Überlegung diesen Entschluss gefasst. Es ist meines Erachtens nach an der Zeit, dass das unwürdige Schauspiel beendet wird", begründete Schneider seinen Rückzug.

Neben der fehlenden Unterstützung durch Investor Hasan Ismaik, mit dem Schneider im Dauerstreit lag, war wohl auch der Großteil des Aufsichtsrats vom Oberlöwen abgerückt. Die Münchner tz spekulierte daher, dass der Aufsichtsrat bereits einen Ersatz in der Hinterhand habe und Schneider einer Entmachtung zuvorgekommen sei.

Schneider hatte das Präsidentenamt bei den Löwen am 7. Februar 2011 übernommen. Zu der Zeit war der Münchner Traditionsklub praktisch pleite. Erst Ismaik rettete 1860 mit seinem Einstieg. Schneider wollte denn auch während seiner Erklärung keine schmutzige Wäsche waschen und dankte Ismaik für sein Engagement bei Sechzig: "Ohne ihn hätten wir im Frühjahr 2011 Insolvenz anmelden müssen. Dies habe ich auch nie anders in der Öffentlichkeit kommuniziert".

In den zurückliegenden Monaten war Schneider aber immer wieder vom arabischen Geldgeber angefeindet und stark unter Druck gesetzt worden. Ismaik hatte Schneider mehrfach zu einem Rücktritt gedrängt und keine Gelegenheit ausgelassen, ihn zu schwächen.

Neben den ständigen Auseinandersetzungen in der Führungsetage hatte 1860 vor Monaten auch mit der Posse um Schwedens Star-Trainer Sven-Göran Eriksson für Aufsehen gesorgt. Der 64-Jährige war schon offiziell als neuer Coach verkündet worden, da wusste er selbst noch nichts davon. Eriksson fand das Ganze "etwas seltsam" und sagte ab. Ismaik hatte Schneider auch an diesem geplatzten Deal die Schuld gegeben. Jetzt reichte es dem Oberlöwen. (sid, 7.3.2013)