Die Stimmabgabe wurde vom Rathaus groß inszeniert.

Foto: DER STANDARD/Matthias Cremer

Wien – Dabei sein ist manchmal auch schon alles. Das gilt anscheinend für die Frage nach der Olympia-Bewerbung bei der Wiener Volksbefragung. Denn nach einigen Bezirksergebnissen der ersten Auszählungsrunde, die dem  Standard vorliegen, scheint sich eine deutliche Mehrheit dagegen auszusprechen, dass Wien ins Rennen um die Sommerspiele 2028 geht.

So stimmten etwa im roten Liesing, wo 813 Stimmen direkt abgegeben wurden, 155 Teilnehmer für eine Olympia-Bewerbung und 617 dagegen. Ähnlich in Hernals: 77 Ja-Stimmen, 310 votierten gegen eine Bewerbung. In der Josefstadt wollten nur 26 Bewohner die olympische Fahnen in Wien wehen sehen, 140 legen keinen Wert darauf. Im 4. Bezirk steht es 58 Ja- zu 260 Nein-Stimmen, im  5. Bezirk 77 zu 310. In Hietzing stehen 34 Pro- 121 ablehnenden Stimmen gegenüber.

Derzeit sind rund drei Prozent der bisher eingelangten 337.621 Stimmkarten ausgezählt – jene Stimmen, die in einer der 52 Annahmestellen abgegeben wurden. Die 97 Prozent der Stimmkarten, die per Brief geschickt wurden, werden heute, Montag, ab 12 Uhr ausgezählt. Bürgermeister Michael Häupl wird das vorläufige Endergebnis am Dienstag präsentieren. Dieses kann sich allerdings wegen der Nachfrist bis zum 18. März noch leicht ändern. Fix ist: Die Beteiligung ist mit derzeit 29,44 Prozent höher als 2010 – damals hatten nach den drei Tagen knapp 27 Prozent teilgenommen gehabt.

Rote Uneinigkeit

Für den Politikexperten Thomas Hofer kommen als "Bremsfaktor" bei der Frage zur Olympia-Bewerbung noch SP-interne Umstimmigkeiten hinzu. Nachdem Klubchef Rudolf Schicker gesagt hatte, dass im Falle eines Votums für eine Bewerbung noch einmal abgestimmt werden müsste, wenn die Kosten dafür feststünden, hatte Häupl erklärt, dass einmal abzustimmen genüge. Auch bei den Bewerbungskosten gab es unterschiedliche Schätzungen. Schicker ging von 80 bis 100 Millionen Euro aus, Sportstadtrat Christian Oxonitsch von 20 bis 25 Millionen.

Hofer betont, dass man bei den ausgezählten Stimmkarten bedenken müsse, dass "eher ältere und damit wohl Olympia-kritischere Menschen ihre Stimme direkt abgeben".

Genau umgekehrt, nämlich mit einem klaren Ja, sprechen sich die Befragungsteilnehmer für einen Privatisierungsschutz kommunaler Dienstleistungen aus. Bei den Bürgerkraftwerken können sich wiederum die Grünen über eine klare Zustimmung freuen.

Knapp wird es bei der Parkpickerlfrage: Im 8. Bezirk gab es bisher 71 Stimmen für A., die von der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou bevorzugte zentrale Lösung. 70 stimmten für B., also dass Pickerlzonen weiterhin bezirksweise festgelegt werden. In Margareten liegen beide Varianten mit je 155 Stimmen derzeit gleichauf. Deutlicher das Ergebnis in Wieden (106 A. zu 157 B.) und Hernals (133 zu 174). In Liesing votierten nur 103 Wahlberechtigte für A., 587 für B. Und in Hietzing, wo erst eine Mehrheit bei einer Bezirksbefragung gegen das Parkpickerl gestimmt hatte, sprachen sich 46 Menschen für A. aus, 89 dagegen. (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, 11.3.2013)