Heinz-Christian Strache beherrschte am Wochenende die Schlagzeilen der Massenzeitungen. Nicht jedoch in der von ihm gewünschten Form. Der Kärntner FPÖ-Ableger hat 60 Prozent seiner Stimmen verloren, die niederösterreichischen National-Freiheitlichen rutschten ebenfalls in eine Niederlage. Wie der eigentliche Verlierer steht aber plötzlich Heinz-Christian Strache da, der selbsternannnte Oppositionsführer im Nationalrat.

Am Sonntag vor acht Tagen, nach dem Kärntner Desaster, hatte er im ORF noch vollmundig erklärt, die FPK müsse nun wieder heim in die FPÖ und sich umbenennen. Der FPÖ-Chef wollte wie gewohnt den Ton angeben.

Es kam anders. Von Umbenennung ist in Kärnten keine Rede, die Verlierer mit Noch-Landeshauptmann Gerhard Dörfler an der Spitze wollen ihre Mandate im Landtag nicht aufgeben. Warum auch, sagen sie sich. Es hat vor der Wahl niemand, nicht einmal Strache, gesagt, sie hätten in der Landespolitik schwere Fehler begangen. Strache beißt auf Granit.

Schauplatz Niederösterreich: Barbara Rosenkranz hat Strache auflaufen lassen. Die Nationalratsabgeordnete, umgeben von ihren Burschenschaftern, erklärte, man werde "geschlossen in den Nationalratswahlkampf gehen". Will heißen: In Niederösterreich soll "der liebe Heinz-Christian" nach ihrer Pfeife tanzen.

Sechs von zehn Österreichern wünschen sich laut Umfrage einen "starken Mann". Strache ist diesem Etikett offenbar nicht mehr gewachsen.

Rosenkranz hat bei den letzten Präsidentschaftswahlen mit 15,24 Prozent ein respektables Ergebnis erzielt, aber keines, das ihr erlaubt hätte, Strache zu gefährden. Und der jüngste Verlust von 2,3 Prozent ist für die Erfolgsgewohnten schmerzlich. Doch angesichts des Vormarschs von Frank Stronach bei den Protestwählern (in Niederösterreich auf über elf Prozent) sind die freiheitlichen Stimmenrückgänge für die Partei selbst noch keine Katastrophe.

Aber das Ergebnis reicht, um vor der eigenen Spitze nicht einknicken zu müssen und den nationalen Flügel bei Kräften zu halten.

Am 5. Mai wählt Salzburg, eine Woche nach Tirol. Jüngsten Umfragen zufolge führt die FPÖ an der Salzach, im Pongau und im Lungau.

Wer aber glaubt, das könnte Strache nützen, irrt. Die Salzburger Freiheitlichen lagen mit der Zentrale in Wien immer schon im Clinch. Unter Jörg Haider musste Susanne Riess mehrmals an Ort und Stelle nach dem Rechten sehen. Ein Erfolg würde erneut die Fliehkräfte innerhalb der Partei forcieren.

Auch die beiden restlichen Länderwahlen werden keinen Bundestrend zeigen. Aber eines ist gewiss: In Konkurrenz zu Frank Stronach wird es für Strache sehr schwer, die Marke von 20 Prozent zu überspringen.

Zu den Grünen als möglichem Koalitionspartner gesellt sich immer wahrscheinlicher Stronach als Steigbügelhalter für die derzeit Regierenden.

Das wäre dem Austrokanadier am liebsten. Er würde selbst ja nicht Regierungsmitglied werden. Er würde sich das mit dem Fernglas ansehen, als eine Art Aufsichtsratschef. (Gerfried Sperl, DER STANDARD, 11.3.3013)