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Die Städte Chinas sind die Zentren der Umweltsünden. Immer mehr Studenten und Unis beachten dieses Problem. Im Bild: eine Studentendemo in Hongkong.

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Peking/Wuhan - 2050. Die Erdölreserven sind ausgeschöpft, die Infrastruktur ist zusammengebrochen, die Menschen haben sich vor dem giftigen Smog unter die Erdoberfläche zurückgezogen. Die einzigen Energiequellen, die bleiben, sind Sonne und Wasser.

Szenarien wie diese stehen auf dem Pflichtprogramm von Wu Pei Dongs Curriculum. Dabei handelt es sich nicht um Seminare einer Vereinigung, die den für 2012 prophezeiten Weltuntergang der Maya auf das Armageddon für 2050 verschoben hätte, sondern um das Institute for Clean and Renewable Energy, kurz Icare.

Die renommierte Huazhong-Universität in Wuhan bietet als einzige in China den Master "Erneuerbare Energien" an. 2010 wurde Icare als gemeinsames Projekt der EU und China gegründet. Seitdem werden 160 Studierende in den Fächern Solar- und Windenergie, Biomasse, Geothermik, Energiespeicherung sowie Energieeffizienz ausgebildet.

Außer dem Inhalt hätten Wu die Möglichkeit geförderter Auslandspraktika und der Zweistaatenmaster überzeugt. Er zählt zu den ersten 37 Absolventen, die am 15. März sowohl einen chinesischen als auch einen europäischen Master erlangen. Durch die Kooperation der Huazhong-Uni mit der Paris Tech wird der zweifache Studienabschluss ermöglicht. Dabei wird der Lehrkörper von beiden Unis besetzt. Zurzeit sind 50 sogenannte "Wanderlehrende" aus Europa beschäftigt. Sie bleiben in Rotation für zwei Wochen in Wuhan. Die sinofranzösische Verbindung zeigt sich bis zur geteilten Institutsleitung.

"Nicht nur die chinesische Regierung erkennt langsam die Auswirkungen von Bevölkerungswachstum, Klimaveränderung und Mangel an Erdölreserven, auch wir Studenten spüren die hohen Ölpreise, wenn wir im kalten, ungeheizten Studentenheim lernen müssen", erklärt der Erstsemestrige Liv Shan.

Naheverhältnis zur Industrie

Nach vier Jahren Biotechnologie-Studium entschied er sich, am Icare mit Schwerpunkt Biomasse weiterzustudieren. Seine berufliche Zukunft sieht er in der Forschung, besonders die Weiterentwicklung von umweltfreundlichem Biodiesel spornt ihn an. Mit Kritik am Programm halten die Studierenden sich zurück. Schließlich sei ein Studienplatz hart verdient - das teils schriftliche, teils mündliche Aufnahmeverfahren wird vor einer internationalen Jury abgehalten. Dennoch problematisieren die Studierenden das Naheverhältnis zu Unternehmen. Kooperationen würden eine Vielzahl an Praktika garantieren, allerdings könnte die Finanzierung bestimmter Studienzweige durch die Wirtschaft den Interessen der Industrie dienlicher sein als jenen der Gesellschaft.

Das Institut soll auch eine wissenschaftliche Plattform sein, um Netzwerke zwischen der EU und chinesischen Partnerunternehmen im Bereich erneuerbarer Energien aufzubauen, erklärt Gauillaume Macaux, der Projektmanager des Icare. Für viele Studierende ist das ein Anreiz, so wie für Wu, der später einen Ingenieursposten in einem internationalen Konzern innehaben möchte. (Kristina Nedeljkovic, DER STANDARD, 7.3.2013)