Möglicherweise gibt es rund um die Kärntner Hypo tatsächlich viele Missverständnisse zwischen Brüssel und Wien. Eigentlich sind die Positionen ja nicht so weit voneinander entfernt: Die EU-Wettbewerbsbehörde und die Republik wollen das Institut so rasch wie möglich abwickeln, wie man auf Neudeutsch "schließen" nennt. Nur dass die Verwesung einer Bank mit ihren vielen Sparern und Kreditnehmern nicht so simpel ist. Potenzielle Käufer stehen ja auch nicht gerade Schlange.
Womit man bei den Differenzen zwischen Brüssel und Wien angelangt wäre. Österreich will lieber zuwarten, bis sich die Lage – insbesondere in Südosteuropa – ein wenig bessert. Die Kommission erhöht den Druck, die Bank rasch abzuwickeln und dabei auch Verluste in Kauf zu nehmen. Was Brüssel in die Karten spielt: Die Hypo benötigt trotz gegenteiliger Versprechungen ständig frisches Geld. Das ist wohl ein Beweis dafür, dass der in Aussicht gestellte Sanierungspfad durch die rosa Brille gezeichnet wurde. Zudem achten die Wettbewerbshüter darauf, dass marode In stitute nicht gesunden Banken das Leben erschweren.
Alles in allem entpuppt sich die Kärntner Hypo immer mehr als Schrecken ohne Ende. Sowohl strafrechtlich als auch finanziell wird die Causa nicht so rasch verdaut sein. Die Frage, ob sich die Republik bei der Verstaatlichung von den Bayern über den Tisch ziehen ließ, sollte angesichts des Debakels rasch geklärt werden. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 12.3.2013)