Theodor Much: Der große Bluff. Irrwege und Lügen der Alternativmedizin. ISBN: 978-3-902903-10-5, Goldegg Verlag, 288 Seiten, Preis: 19,95 Euro



Foto: Goldegg Verlag

Theodor Much hat als Arzt lange Jahre die Hautambulanz des Hanusch Spitals geleitet. Als junger Mediziner hat er selbst alternativmedizinische Präperate angewendet, bevor er Lehren wie die Homöopathie Samuel Hahnemanns kritisch hinterfragte.

Das Ergebnis dieser Reflexion ist das Buch "Der große Bluff. Irrwege und Lügen der Alternativmedizin". Das Buch schafft eine komprimierte und kritische Geschichte ganzheitlicher Medizin – das ist seine Stärke. Wer auf der Suche nach gut zusammengefasstem, verständlichem Hintergrundwissen zu alternativen Methoden ist, wird bei Much fündig. Ausführlich werden beispielsweise populäre Verfahren wie Homöopathie, Bachblüten oder Schüßler-Salze erklärt.

Widerlegte Grundlagen

Much unterzieht das gesamte Repertoire alternativer Verfahren einer Prüfung auf Herz und Nieren. Er zieht die wissenschaftlichen Grundlagen der Medizin, Physik, Chemie und Biologie heran, um die Alternativmedizin auf den Prüfstand zu stellen. Seine wiederholte Mahnung an die Leser ist, dass viele esoterische Diagnose- und Therapieverfahren "widerlegte anatomische oder physiologische Vorstellungen als Grundlage ihrer 'Therapie'" anpreisen.

Darunter gruppiert er Bioresonanz, Kinesiologie, Akupunktur und TCM, Ayurveda, Biochemie nach Dr. Schüßler, Orthomolekulare Medizin, Frischzellen- und Sauerstoff-Ozon-Therapie und Osteopathie.

Außerdem sind für Much alle Heilverfahren aus der alternativen Medizin Lug und Trug, über deren Wirkung es keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt. Dazu zählen so beliebte Anwendungen wie die Homöopathie. Einzig die auf der Wirkung von Heilpflanzen beruhende Phytotherapie halt Muchs Überprüfung stand.

Heilwirkung mit Placebo-Effekt

Dabei macht er es sich nicht einfach: Anstatt alles zwischen Granderwasser und Bioresonanz zu verurteilen, beginnt er sein Buch mit einer ausführlichen wissenschaftshistorischen Herleitung "esoterischer" Verfahren.

Selbst wenn die Heilwirkung vieler Präparate auf Placebo-Effekte zurück zu führen ist und das für den Bereich der Homöopathie beispielsweise seit 2005 durch eine Metaanalyse sogar nachgewiesen ist, handelt es sich doch um eine positive Wirkung, die sich der Arzt zunutze machen kann.

Grundsätzlich ist das Buch eine fundierte Quelle, einzig die Wahl von Worten wie "Scheinmedizin", Beschwerden "wegzaubern" oder "Hokuspokus" färbt die Texte subjektiv. Dadurch wird das ehrenwerte Anliegen des Autors aufzuklären und vor Geschäftemachern zu warnen, unnötig tendenziös. Much strebt den mündigen Patienten an, stempelt allerdings den Anwender alternativer Medizin zum "Betroffenen", der den "Scharlatanen" in der Scheinmedizin auf den Leim gegangen ist.

Dem Leser bleibt die spannende Frage zu entscheiden, ob er sich der wissenschaftlich aufgebauten Beweisführung von Theodor Much und seinen Co-Autoren Krista Federspiel, Ulrich Berger und Edmund Berndt, anschließt. Dann müsste sich der vernunftbegabte Mensch wohl wieder zur Gänze der Schulmedizin anvertrauen. (Gabriela Poller-Hartig, derStandard.at, 12.3.2013)